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Love-Story Love-Story: Kinostart 08. Mai: «Mein erstes Wunder»

Von Ricarda Schrader 04.05.2003, 16:37

Hamburg/dpa. - Es lohnt sich, an Wunder zu glauben. Im deutschenFilm begegnet man ihnen meistens jenseits des Mainstreams, wie nun inAnne Wills Spielfilmdebüt «Mein erstes Wunder», das mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet wurde und in den Kinos anläuft. Es isteine Liebesgeschichte zwischen einem elfjährigen Mädchen und einemerwachsenen Mann. Doch wer deshalb einen Skandal wittert, der irrt:«Mein erstes Wunder» ist weder die Geschichte einer «amour fou» nochein Lolita-Ableger - dafür eine ungewöhnliche Love-Story, die sichden Maßstäben entzauberter Erwachsener entzieht.

Sie sind Seelenverwandte und Verbündete: Dole will nicht erwachsenwerden, Hermann will nicht erwachsen sein. Am Strand, im Urlaub,begegnen sie sich und sind unzertrennlich. Wie Spielkameraden, dieihre Fantasiewelt untereinander vernetzen, teilen sie Geheimnisse,die unschuldiger sind als die von Liebespaaren.

Als schlichter Familienvater verkörpert Leonard Lansink dasGegenteil von einem Verführer oder gar Märchenhelden. «Das war mirwichtig», betont Anne Will. «Das Mädchen sucht sich ja einen Mann,der ihrer Mutter nie gefallen würde. Entscheidend war auch, dass esnicht die typischen Märchenprinz-Attribute sind, die sieinteressieren. Sie sucht ihn auch nicht aus als 'ihren Mann', sondernda ist etwas ganz anderes.»

Hermann verfügt über eine spielerische Imagination, die Menschenseines Alters im allgemeinen abhanden gekommen ist. «Dass einErwachsener noch diese Fantasie hat und sich in der Welt bewegenkann, in der sich normalerweise nur Kinder bewegen, ist etwas ganzBesonderes, das bewundere ich. Dass die Zuschauer den Film soverstehen, würde ich mir wünschen», sagt Juliane Köhler, die DolesMutter spielt. Eine Frau, die zerrissen ist zwischen ihrer Rolle alsallein erziehende Mutter und ihren Sehnsüchten nach Geborgenheit beieinem Mann.

Der «Familienurlaub» mit ihrem neuem Freund wird von Dole nachKräften torpediert. Die inzwischen zwölfjährige HauptdarstellerinHenriette Confurius ist ein gut ausbalanciertes Naturtalent und indiesem Film ein Naturereignis. «Sie ist fantastisch», sagt Anne Willzu ihrer Entdeckung. «Sie selber ist nicht so frech, das haben wirimmer geübt. Für mich ist aber von Anfang an klar gewesen, dass mannicht weiter geht, als es ein Kind anbietet. Ich habe ihr immererklärt, worum es in den einzelnen Szenen geht, und geschaut, welcheLösungen sie mir anbietet. Sie wusste dann aber schon immer, wie Doledas machen würde. Sie ist einfach so gebaut, sie ist Schauspielerin.»

Als Dole eines Tages bei Hermann auftaucht und ihn auffordert, mitihr wegzugehen, wird er nicht lange zögern und ihr folgen wie einemFreund. Sie sind gleichberechtigte Partner, keiner ist das Opfer. Esgibt keinen anrüchigen Moment in dieser ambivalenten Romanze. Diewird von einer unsentimentalen Poesie getragen, ohne in die Sphärenabgehobener Versponnenheit abzudriften. Denn gleichsam wird dieFlucht zu einer Reise in die Desillusionierung. Der Film jedochbewahrt sein Geheimnis. Muss man an Wunder glauben, um so eineGeschichte zu finden und erzählen zu können? «Unbedingt!», sagt AnneWill.