Louis Armstrong Louis Armstrong: Spurensuche 45 Jahre nach der DDR-Tour

Magdeburg/dpa. - Er war der König des Jazz, seine Klassiker wie «What a Wonderful World» gehören in jedes Plattenregal. Was vielenicht wissen: Im Frühjahr 1965 ging Louis Armstrong hinter demEisernen Vorhang auf Konzertreise durch die DDR, bezauberteZehntausende Menschen bei 17 umjubelten Konzerten in großen Sport- und Kongresshallen. Der Magdeburger Journalist Stephan Schulz hat sich auf die Spuren des US-Stars in Ostdeutschland begeben, zwei Jahre in Archiven recherchiert und Zeitzeugen befragt. Sein Buch «What a Wonderful World: Als Louis Armstrong durch den Osten tourte» stellt er auf der Leipziger Buchmesse (18.-21. März) vor.
Der Autor beschreibt, wie es der Künstleragentur trotzDevisenmangels gelang, den weltweit umschwärmten Trompeter und Sänger (1901-1971) zur Hoch-Zeit des Kalten Krieges in die DDR zu holen. Oder wie «Satchmo» nach einer Panne seines Tourbusses im Provinznest Genthin im damaligen Bezirk Magdeburg landete und in einer Kneipe mit dem Wirt ein Bierchen zischte. Oder wie sich die Stasi in Leipzig gegen befürchtete Ausschreitungen jugendlicher Jazz-Fans wappnete - zu denen es nicht kam.
Ob Ost-Berlin, Magdeburg, Erfurt, Leipzig oder Schwerin: Überallkonnten die Menschen es zunächst nicht glauben, als sie in derZeitung von der bevorstehenden Armstrong-Tour lasen. Geduldig reihtensie sich in endlos scheinende Schlangen vor den Vorverkaufsstellenein, berappten für damalige Zeiten happige Eintrittspreise. Belohntwurden sie mit einer unvergessenen Show, die selbst strammeParteigenossen schnell ansteckte: «Satchmo kam, blies und siegte»,jubelte das SED-Organ «Neues Deutschland» in ungewohnt flapsiger Art. Am Freitag will Schulz das Buch bereits in Magdeburg vorstellen.
Stephan Schulz:
What a Wonderful World:
Als Louis Armstrong durch den Osten tourte
Verlag Neues Leben, Berlin
256 Seiten, 14,95 Euro
ISBN 978-3-355-01772-5