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Loriot Loriot: Ein populärer Meister der Selbstironie

06.11.2003, 12:01
Vicco von Bülow alias "Loriot" mit der Büste einer seiner bekanntesten Figuren, "dem Knollennasenmann", im Potsdam Museum (Archivfoto vom 22.01.1993). Der "Grandseigneur des deutschen Humors", wie Loriot auch schon genannt wurde, feiert am 12. November seinen 80. Geburtstag. Die ARD ehrt ihn einen Tag später (13.11.2003) mit einer 90-Minuten-Sendung zu der er Regie geführt und das Drehbuch geschrieben hat. In der Sendung soll es neues Material und Geschichten aus Loriots Leben hinter der Bühne geben. Dazu zählen auch alte Super-8-Filme und Fotos. (Foto: dpa)
Vicco von Bülow alias "Loriot" mit der Büste einer seiner bekanntesten Figuren, "dem Knollennasenmann", im Potsdam Museum (Archivfoto vom 22.01.1993). Der "Grandseigneur des deutschen Humors", wie Loriot auch schon genannt wurde, feiert am 12. November seinen 80. Geburtstag. Die ARD ehrt ihn einen Tag später (13.11.2003) mit einer 90-Minuten-Sendung zu der er Regie geführt und das Drehbuch geschrieben hat. In der Sendung soll es neues Material und Geschichten aus Loriots Leben hinter der Bühne geben. Dazu zählen auch alte Super-8-Filme und Fotos. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Auf seinem Gründerzeitsofa wurde Loriot zu einem Markenzeichenintelligenter Fernseh-Unterhaltung. Im Gegensatz zu seinen Figuren -ob Liebes stammelnd mit Nudel im Mundwinkel oder streitend in derBadewanne - legt der Sohn eines preußischen Berufsoffiziers großenWert auf gute Umgangsformen. «Die haben den Sinn, ein friedlichesMiteinander zu ermöglichen», sagt der seit über 45 Jahren inAmmerland am Starnberger See lebende Wahlbayer aus Brandenburg an derHavel. «Ohne ein Minimum an Stil gerät man sich schnell in die Haare.Gutes Benehmen ist eine Schutzmaßnahme, um sich nicht dauerndgegenseitig auf den Schlips zu treten.»

Ein nicht geringes Maß seiner Figuren stecke auch in ihm selber.«Ich zeige ja allzu menschliche Dinge, die wirklich jedem passierenund einen großen Wiedererkennungswert haben», meint Loriot. Distanzund eine gute Beobachtungsgabe seien dafür unerlässlich. «Darüberhinaus muss man wach bleiben, nichts als selbstverständlich hinnehmenund sich über alles wundern.» Auch seine Ehefrau Rose-Marie, mit derer seit 1951 verheiratet ist und zwei Töchter hat, habe ihm zu vielenAnregungen verholfen. Überhaupt schätze er Frauen sehr, weil siehäufig viel klüger seien und logischer denken. «Ich habe immer gernemit Frauen zusammengearbeitet.» Eine von ihnen - seine langjährigePartnerin Evelyn Hamann - denkt noch heute gerne an die «wunderbareZusammenarbeit».

Eigentlich wollte der Spross einer alten preußischen Adelsfamilieein «großer Maler» werden. Aber dazu gehöre so viel, da habe er sichlieber auf die Kunst der humoristischen Darstellung beschränkt.Großen Erfolg hatte Loriot auch mit Operninszenierungen und denFilmen «Ödipussi» und «Pappa ante portas». Seine Kurzfassung vonRichard Wagners «Ring des Nibelungen» an einem Abend begeistert dieZuschauer immer wieder. Produktiv wie kaum ein anderer zeigte Loriotsein einzigartiges Können als Zeichner, Texter, Schauspieler, Autor,Bühnenbildner, Dirigent, Fernseh-, Kino- und Opernregisseur. Auchwenn er meint, es sei ihm «in 80 Jahren nicht gelungen, michdauerhaft einer Tätigkeit zu verschreiben, die man allgemein hin alsBeruf bezeichnet».

Angefangen hat Vicco von Bülow seine Karriere nach Notabitur undKriegsdienst als Gebrauchsgrafiker, bevor er von 1950 an inZeitschriften Karikaturen veröffentlichte. Dabei nutzte er dasPseudonym Loriot - die französische Bezeichnung für das Wappentierder Bülows, den Pirol. Inzwischen haben seine Cartoons nicht nurmuseale Weihen erhalten, sondern auch eine millionenfache Auflageerreicht. Selbst Skatspieler reizen mit Loriot-Karten in der Hand. Zuseinen zahlreichen Auszeichnungen zählen der Ehrenpreis der GoldenenKamera, der Karl-Valentin-Orden, das Große Verdienstkreuz mit Sternder Bundesrepublik und die Ehrenbürgerschaft von Münsing undBrandenburg. Seit dem Sommer ist er auch Honorarprofessor in Berlin.

Die Bayerische Akademie der Schönen Künste ehrt ihr Mitglied miteiner Ausstellung und die Komödie im Bayerischen Hof in Münchenspielt «Loriots dramatische Werke». Auch sein Verleger Daniel Keelwollte da nicht abseits stehen und widmete dem «Meister derSelbstironie», wie es Walter Jens formulierte, die Festschrift«Loriot und die Künste», wohl wissend, dass der so Geehrte dies nichtgewollt hätte. «Was wäre Deutschland ohne Loriot?», fragt der Chefdes Diogenes Verlags im Geleit und gibt selbst die Antwort: «Es wärewie Bayreuth ohne Wagner.» Vicco von Bülow sieht es dagegen vielsimpler: «Ich habe einfach immer nur getan, was mir Spaß gemachthat.»