Lola-Verleihung Lola-Verleihung: «Das weiße Band» wird Favoritenrolle gerecht

Berlin/dpa. - Kein Oscar, dafür aber gleich zehn Lolas. MichaelHanekes Drama «Das weiße Band» ist der große Gewinner des 60.Deutschen Filmpreises. Der Schwarz-Weiß-Film über ein norddeutschesDorf kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde am Freitagabend nicht nurmit der Goldenen Lola als bester Film ausgezeichnet. Bei derfeierlichen Gala in Berlin räumte die internationale Koproduktion desösterreichischen Regisseurs mit Abstand die meisten Preise ab.
Burghart Klaußner, der in «Das weiße Band» einen bigotten,grausamen Pfarrer spielt, erhielt die Lola als besterHauptdarsteller. Seine Film-Tochter Maria-Victoria Dragus wurde alsbeste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Weitere Preises gab es fürRegie, Drehbuch, Kamera, Maskenbild, Ton, Szenenbild und Kostüm.
«Danke für den Preisregen, den Sie auf unseren Film herunterregnenlassen», sagte Haneke. Er erhielt für seinen Film bereits die GoldenePalme von Cannes und den Golden Globe, war bei der Oscar-Verleihungaber leer ausgegangen. In Berlin war «Das weiße Band» für insgesamt13 Lolas nominiert.
Sehr gerührt war der sonst so coole Produzent und DrehbuchautorBernd Eichinger, als ihm die Deutsche Filmakademie für seineVerdienste um den deutschen Film den Ehrenpreis überreichte. ImPublikum saß auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die von derfröhlichen und hochschwangeren Barbara Schöneberger moderierte Galawurde am Freitagabend zeitversetzt in der ARD ausgestrahlt.
Eine Trophäe als beste Hauptdarstellerin holte sich einebegeisterte Sibel Kekilli für ihre Rolle in dem «Ehrenmord»-Film «DieFremde» ab. Regisseurin Feo Aladag nahm für ihr Debütwerk dieBronzene Lola entgegen. Die Silberne Lola ging an Hans-ChristianSchmid für seinen Polit-Thriller «Sturm».
Für seine Rolle in der Komödie «Männerherzen» erhielt Justus vonDohnányi den Deutschen Filmpreis als bester Nebendarsteller.«Vorstadtkrokodile» von Christian Ditter wurde zum besten Kinderfilmgekürt. Der Preis für den besten Dokumentarfilm ging an «Das Herz vonJenin» von Marcus Vetter und Leon Geller.
«Das weiße Band» trägt den Untertitel «Eine deutscheKindergeschichte» und erzählt von rätselhaften, gewalttätigenEreignissen in einem abgeschiedenen Dorf am Vorabend des ErstenWeltkriegs. Der autoritäre, pietistische Pfarrer (Klaußner)unterdrückt die Kinder mit einer Erziehung der Angst und Schuld.Haneke zeigt in seinem streng komponierten, knapp zweieinhalb Stundenlangen Film, wie sich diese Unterdrückung am Ende in Aggressionentlädt. 600 000 Kinogänger haben «Das weiße Band» in Deutschlandbislang gesehen.
Der Deutsche Filmpreis ist mit insgesamt knapp 2,9 Millionen Eurodie höchstdotierte Kulturauszeichnung Deutschlands. Allein für denSiegerfilm gibt es 500 000 Euro. Das Geld kommt vom Bund. Die Vergabelag früher in den Händen des Bundesinnenministeriums, dann beimKulturstaatsminister. Zum sechsten Mal entscheiden nun die 1200Mitglieder der Deutschen Filmakademie unter Vorsitz von Iris Berbenund Bruno Ganz über die Gewinner.