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Literatur Literatur: Manga-Mädchen erobern den Markt der Comics

Von Stephan Maurer 19.06.2006, 06:06
Die Manga-Zeichnerin und Grafik-Designerin Irina Frisorger hält auf dem 12. Internationalen Comic-Salon in Erlangen das von ihr entworfene Manga «Wunjo» in den Händen. (Foto: dpa)
Die Manga-Zeichnerin und Grafik-Designerin Irina Frisorger hält auf dem 12. Internationalen Comic-Salon in Erlangen das von ihr entworfene Manga «Wunjo» in den Händen. (Foto: dpa) dpa

Erlangen/dpa. - Essind vor allem Künstlerinnen wie Anika Hage, Judith Park oder Duo,die den auf diesem Gebiet führenden Japanern Konkurrenz machen. Deram Sonntag zu Ende gegangene 12. Internationale Comic-Salon inErlangen widmete ihnen eine eigene Schau.

Schätzungen zufolge entfallen bereits 75 bis 80 Prozent desdeutschsprachigen Comic-Marktes allein auf aus Japan stammendeBildergeschichten. Leser sind in erster Linie die 8- bis 25-Jährigen.«Bemerkenswert ist, dass es mit Mangas auch gelungen ist, Mädchen undFrauen stärker für Comics zu interessieren», sagt die Comic-Agentinund Branchenkennerin Christina Walz.

Aus manchen Leserinnen wurden schließlich selbst Künstlerinnen.«Die deutschen Manga-Zeichnerinnen sind stark im Kommen», sagtMichael Groenewald vom Carlsen Verlag, einem der Großen der Branche.Einige deutsche Mangas, etwa von Anike Hage oder Christina Plaka,sind mittlerweile so erfolgreich, dass sie auch in anderen Ländernveröffentlicht werden.

Doch auch beim klassischen Comic holen deutsche Zeichner undZeichnerinnen auf. «Nach langer Zeit gibt es wieder eine sehrlebendige deutsche Szene, die eine eigene Ausdrucksform gefundenhat», sagt Groenewald. «Das Potenzial ist enorm», bestätigt auchBranchen-Fachfrau Christina Walz. Lange Jahre hätten die Verlage vorallem auf Lizenzprodukte aus dem Ausland gesetzt. Allmählich findeaber ein Umdenken statt. In jüngster Zeit wurden mehrere Kleinverlagegegründet, die deutschen Zeichnern eine Chance geben. Auch dieBranchengrößen wie Carlsen und Ehapa erkannten den Trend. EinBeispiel ist die Roman-Reihe «Die Chronik der Unsterblichen», erdachtvon dem erfolgreichen Fantasy-Autor Wolfgang Hohlbein und nun von demZeichner Thomas von Kummant aufwendig in einen Comic umgesetzt.

Der Erlanger Comic-Salon, mit 300 Künstlern und rund 25 000Besuchern das wichtigste Festival der Branche im deutschsprachigenRaum, zeigte eindrucksvoll, dass Comics viel mehr sind als «Asterix»und «Micky Maus» und auch keineswegs immer nur komisch sein müssen.Dafür steht etwa das Projekt «Cargo» von sechs jungen Zeichnern ausDeutschland und Israel, die eine Comic-Reportage über das jeweilsandere Land realisierten. Auch autobiografische Comics spielenzunehmend eine Rolle - so bei der Südafrikanerin Karlien de Villiers,die in ihrem in Erlangen vorgestellten ersten Album «Meine Mutter wareine schöne Frau» von ihrer Kindheit und zugleich von der politischenGeschichte der Republik am Kap erzählt.

Das Geschäft mit den anspruchsvollen Comics bleibt nach Aussageder Branchenexperten aber schwierig, hohe Verkaufszahlen sind in derRegel nicht drin.