Literatur Literatur: Buch zum Film kommt nach 37 Jahren

Pälitzhof/dpa. - Tatsächlich hatte Sakowski parallel zu denDreharbeiten anderer Fernsehromane wie «Daniel Druskat» (1976) und«Verflucht und geliebt» (1981) die Romanfassungen geschrieben - nurnicht zu dem nach seiner Einschätzung erfolgreichsten Film. «Wegeübers Land» war nicht nur im Fernsehen der DDR und ihrer östlichenNachbarn, sondern auch in Ägypten zu sehen und wurde auch nach derWende mehrfach gezeigt.
Ein Jahr lang habe er nun daran gearbeitet, die Lücken zwischenden «nackten Dialogen» des Drehbuches in Prosaform zu bringen,berichtet Sakowski, der in dem kleinen Ort Pälitzhof (Mecklenburg-Strelitz) lebt. Dabei habe ihm die Erinnerung an die «grandiosenSchauspieler» Armin Mueller-Stahl und Manfred Krug, Ursula Karusseitund Angelica Domröse geholfen. Die Geschichte sei noch immererstaunlich aktuell, meint Sakowski. Sie offenbare die Politik derNationalsozialisten in den eroberten polnischen Gebieten, etwa dieVertreibung von Polen von ihren Höfen und die Deportierung von Juden.Daran zu erinnern sei wichtig in einer Zeit, «in der dieVertriebenenverbände Forderungen stellen und wieder Neonazis in denLandtagen frech werden», sagt Sakowski.
In «Wege übers Land» habe er versucht, eine Geschichte zu erzählen,die Millionen Leute betraf: von Krieg, Flucht und der deutschenSchuld. Im Film spielt Manfred Krug einen kommunistischenWiderstandskämpfer, der nach dem Krieg als Bürgermeister eines Dorfesin der DDR den Sozialismus aufbauen will, zusammen mit der MagdGertrud Habersaat (Ursula Karusseit). Diese aber hatte unter denNazis nach oben kommen wollen, auf einem Hof, der «germanisiert»wurde, mit einem jungen Gutsbesitzer und Wehrmachtsoffizier (ArminMueller-Stahl). Dieser kündigte ihre heimliche Liebschaft jedoch zuGunsten einer attraktiven Landgräfin (Angelica Domröse) auf.
Nach diesem ernsten Thema hat Sakowski Lust, sich wieder etwasheiterem zuzuwenden. «Mein Leben hat sich gerundet, ich brauchenichts mehr zu beweisen», sagt der Schriftsteller. Nach der Wende hater unter anderem mit einer Mecklenburg-Roman-Trilogie und dem imvorigen Jahr erschienen Roman «Die Geliebte des Hochmeisters» Erfolggehabt, der Aufbau Verlag bezeichnet seinen Hausautoren bereits alsChronisten Mecklenburgs. Außerdem brillierte er mit den Kinderbüchernum den Jungen Raoul Habenicht, die seit 1987 auf dem Markt sind, undmit den Katja- Henkelpott-Erzählungen, die auch in China und Japangelesen werden.
Heute habe er keinen äußeren Druck mehr zu schreiben. «Aber wennman diese Sucht hat, sich mitzuteilen, kann man das Schreiben nichteinfach abstellen», sagt Sakowski. Daher setze er sich jeden Tagwieder an den Schreibtisch. Im Kopf habe er eine witzige Geschichteüber einen alten Mann in Mecklenburg, gelassen und heiter - dennnicht alles heute sei tragisch oder bitter, es gebe auch sehr vielKomisches.