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Literatur/Auszeichnungen Literatur/Auszeichnungen: Hürlimann, Schulze und Wellershof geehrt

30.09.2001, 21:01
Thomas Hürlimann (l, Schweiz), Dieter Wellershoff
Thomas Hürlimann (l, Schweiz), Dieter Wellershoff dpa

Mainz/dpa. - Die Schriftsteller Thomas Hürlimann, Ingo Schulzeund Dieter Wellershoff haben am Freitag in Mainz zu gleichen Teilenden mit insgesamt 255 000 Mark dotierten Joseph-Breitbach-Preis - diehöchstdotierte deutsche Literaturauszeichnung - erhalten. Der Preiswird seit 1998 von der Akademie der Wissenschaften und der Literaturin Mainz an deutschsprachige Autoren aller Literaturgattungenvergeben. Die Auszeichnung ist nach dem aus Koblenz stammendenSchriftsteller und Unternehmer Joseph Breitbach (1903-1980) benannt.Sie wird nach seinem testamentarischen Willen finanziert von einerStiftung in Vaduz/Liechtenstein.

Der Schweizer Thomas Hürlimann (51) hat Theaterstücke, Drehbücher,Romane und Kurzgeschichten verfasst. Zuletzt erschien im Juli 2001die Novelle «Fräulein Stark». Nach Auffassung der Jury fallenHürlimanns Werke durch ihre Sprachkraft auf. Sie seien geprägt sowohldurch den Ernst, mit dem sie sich in existenziellen Grenzbereichenbewegten, als auch durch Witz, Komik und Satire.

Ingo Schulze (49), der als freier Autor in Berlin lebt, hat für«33 Augenblicke des Glücks» (1995) bereits den Alfred-Döblin-Förderpreis erhalten. Sein 1998 erschienener Roman «Simple Storys»wurde bisher in 14 Sprachen übersetzt. Die Jury hebt seineErzählkunst hervor, mit der es ihm meisterhaft gelinge, die großenund kleinen Tragikomödien des Alltags zuzuspitzen. Beeindruckend seiauch Schulzes Vielfalt im künstlerischen Ausdruck.

Dieter Wellershoff (76), Schriftsteller undLiteraturwissenschaftler, schuf neben Essay-Bänden, Hörspielen,Drehbüchern und autobiografischen Schriften vor allem Romane,Novellen und Erzählungen. Er lebt in Köln. Im vergangenen Jahrerschien der Roman «Der Liebeswunsch», für den Wellershoff denFriedrich-Hölderlin-Preis bekam. Ihm sei ein umfangreiches,bedeutendes Lebenswerk zu verdanken, urteilte die Jury. Der Reichtuman Perspektiven in Wellershoffs Büchern entspreche der Komplexitätdes Daseins und der Erfahrung, die in ihnen sichtbar werde.

Akademiepräsident Clemens Zintzen sagte bei der Verleihungsfeierin Mainz, bei der ersten Vergabe des Preises 1998 habe verbreitetSkepsis und leise Kritik geherrscht. Es sei gefragt worden, wiesosich denn da in Mainz nun plötzlich ein unverhältnismäßig hochdotierter Preis in die literarische Szene einmische. Mittlerweilezeigten die öffentlichen Reaktionen auf die jährliche Wahl der JuryVerständnis und Anerkennung.