Leipzig Leipzig: Nina Hagen und der Glaube

«Ich habe damals ganzschlimm Gott gelästert, so schlimm wie nie ein Mensch zuvor. UndTante Muschel war meine Zeugin», erinnert sich Nina Hagen am Freitagauf der Leipziger Buchmesse bei der Vorstellung ihrer Biografie«Bekenntnisse». Sie habe einfach wissen wollen, wie Gott reagiert.Und er hat reagiert. «Am nächsten Morgen habe ich mir ein Beingebrochen und musste ins Krankenhaus», erzählt die mittlerweile55-Jährige. Da war für sie klar: Gott existiert.
Sie sei immer Christin gewesen, sagt Hagen, wie immer im schrägenOutfit - im Petticoat und mit grün-blauen Puscheln im tiefschwarzenHaar. Auch auf ihren Reisen nach Indien habe sie ihren Glauben nichtverhehlt. Sie gibt die Bibelkundige, die Gott getroffen hat undseitdem keine Angst mehr hat vor dem Tod, vor Schmerzen, «und auchnicht vor dem Leben». Und sie wäre nicht Nina Hagen, wenn man alsZuhörer wüsste, was davon man denn ernst nehmen soll und was Showist. Nina Hagen kann beides: für Fotografen sich in Pose schmeißen,ihren Schmollmund machen und zugleich felsenfest behaupten, dass sieGott in die Augen geblickt hat.
Seit Tante Muschel war Gott gegenwärtig in Nina Hagens Leben. Sointerpretiert sie zumindest selbst heute aus der Retrospektive ihrLeben. Ihr Selbstmordversuch als junge Frau: Ihre Mutter Eva-Mariafand lediglich verletzende Worte, Gott aber gab Zuversicht und Trost.Das Eingesperrtsein in der DDR: Flüchten wollte sie nicht, alsobetete sie zu Gott, dass sie dieses Land verlassen konnte. Und siehe:1976 durfte sie ihrem frisch aus der DDR ausgebürgerten StiefvaterWolf Biermann hinterher reisen.
Leibhaftig wurde ihr Gott mit 17, so erinnert sich Nina Hagenheute. Gott war das Resultat eines LSD-Tripps. «Ich wollte das garnicht, ich hab' das nicht gekauft», versucht sie eine Entschuldigung.Das Zeug habe einfach vor ihr gelegen und sie habe zugegriffen. Unddann kam Gott. Das heißt: Erst kamen die Schmerzen, erinnert siesich. Dann kam Gott und, und der habe zu ihr gesagt: Nina, Du musststerben. Und Nina antwortete: Mit Sterben habe ich nichts am Hut. UndGott ließ sich überzeugen und sagte: Mach die Augen auf. «Und dablickte ich Gott in die Augen», sagt Nina Hagen. Und diese Erfahrungwirkt bis heute nach.