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Kurzgeschichten Kurzgeschichten: Schreiben gegen die innere Einsamkeit

Von Susann Huster 19.04.2006, 19:15

Muldenstein/MZ. - Was er im Alltag sieht und hört, wird gespeichert, manchmal auf Zetteln notiert und als Episode in seinen Büchern verarbeitet. Dabei ist der Autor äußerst produktiv: "Tagträume" ist Heinrichs elftes und aktuellstes Buch. Im Januar kamen seine gesammelten Episoden und Gedanken auf den Markt. Das zwölfte soll demnächst herausgegeben werden. Inzwischen hat es Heinrich in seinem bisher relativ kurzen Schriftstellerleben auf etwa 270 in Büchern veröffentlichte Geschichten und Episoden gebracht. Stets sind es groteske, lustige und manchmal auch traurige Erlebnisse aus seinem Leben, die Heinrich zu Kurzgeschichten in seinen Büchern verarbeitet.

Sein erstes Werk heißt "Zur Geschichte des Café Heinrich" in Wolfen. In dieser heimatgeschichtlichen Broschüre erzählt er Anekdoten und Erlebnisse seines Urgroßvaters, der 1902 ein Gasthaus in Wolfen eröffnet hatte. Das Buch enthält viele Bilder seiner Vorfahren, die Heinrich über die Jahre hinweg gesammelt hat. Fast gleichzeitig entstand das Buch "Kamingeschichten", das wiederum mit zahlreichen persönlichen Episoden des Autors gespickt ist. "Davon sind 80 Prozent Wahrheit, der Rest ist Phantasie", erklärt Heinrich, der in Holzweißig und Wolfen aufgewachsen ist. Einige Exemplare seiner Werke waren im Sortiment der örtlichen Buchhandlungen, weitere verkaufte er Bekannten oder bei Lesungen. "Ich habe zwölf Bücher in sechs Jahren geschrieben", berichtet der Autor nicht ohne Stolz. Darin, so sagt er, habe er sein gesamtes Leben verarbeitet.

Vor allem in der kalten Jahreszeit sitzt Heinrich stundenlang am Computer und schreibt und schreibt. "Wo er geht und steht, fällt ihm etwas ein", sagt seine Frau. In "Geschichten aus dem Bauwagen" beispielsweise erzählt er Begebenheiten, die er bei seiner Arbeit als Bauingenieur auf verschiedenen Baustellen erlebt hat. Eine reine Autobiografie ist "Mein Stückchen Heimat". Darin beschreibt Heinrich angefangen bei seiner Geburt zu Kriegszeiten im Luftschutzkeller über Geschichten aus seiner Kindheit und Jugend bis hin zur Gegenwart die interessantesten Erlebnisse seines Lebens. Vor allem ältere Leute seien auf seinen Lesungen von den Geschichten aus früheren Zeiten begeistert, erkennen sie darin doch oft Begebenheiten aus ihrem eigenen Leben.

In seinem aktuellen Werk "Tagträume" philosophiert Heinrich über sein Dasein als Schriftsteller, über mehr oder weniger feste Familienverbände, über seine alte Tante Minna - die Vertrauensperson seiner Kindheit - und viele andere Dinge, die irgendwie sein Leben beeinflussten. Mit seinem schönen Erzählfluss, der wenige Fremdwörter enthält - darauf legt der Autor besonderen Wert - macht Heinrich den Leser neugierig auf das, was in den nächsten Kapiteln kommt. Er springt dabei immer zwischen seiner Kindheit, seinem Berufsleben und seinem jetzigen Leben als Schriftsteller und Rentner hin und her. Doch das stört nicht, denn schließlich ist jede Kurzgeschichte für sich ein abgeschlossenes Kapitel.

Das O. im Namen des Autors hat übrigens eine besondere Bewandtnis: Es steht für Otto. Da zwei Vornamen zu lang für einen Bucheinband gewesen wären, legte Heinrich sich das O. zu. Außerdem heißt sein Sohn auch Lutz Heinrich. Und von ihm wollte er sich schließlich unterscheiden.