Kunststiftung Sachsen-Anhalt Kunststiftung Sachsen-Anhalt: Dorgerloh setzt auf Gespräch und Transparenz

MAGDEBURG/MZ. - Am Mittwoch tagte in Magdeburg der Finanzausschuss des Landtages, in dem Kultusminister Stephan Dorgerloh und Finanzminister Jens Bullerjahn (beide SPD) Bericht erstatteten. "Sehr selbstkritisch und demütig", wie Stefan Gebhardt, Kulturpolitischer Sprecher der Linken, mitteilt.
Von den Ministern wurde mündlich präzisiert, was zuvor schriftlich umrissen wurde. Demnach soll die Förderpraxis der Stiftung "insgesamt überprüft" werden; die von den Künstlern geäußerte Kritik soll dabei zweckdienlich sein. Ein "Vier-Augen-Prinzip" gelte fortan für alle Förderentscheidungen. "Transparenz und Kommunikation werden in Zukunft die Grundsätze sein", sagte Stephan Dorgerloh. Mit der Kunstwissenschaftlerin Kristina Volke und dem Theaterkritiker Dirk Pilz (beide Berlin) wurden Ende Juli bereits zwei neue Stiftungsratsmitglieder berufen.
Die Anlagepolitik werde überarbeitet und eine "Verwaltung der Stiftungsmittel" durch das Finanzministerium "geprüft". Ein finanzieller Schaden sei aber nicht entstanden. Die als unwirtschaftlich kritisierte Entscheidung für den Ausbau der Villa Neuwerk 11 in Halle als Stiftungssitz würde er heute anders treffen, habe Bullerjahn gesagt. Jetzt sei man dabei, das An-Institut für textile Künste der Burg Giebichenstein und den Verband Bildender Künstler als zahlende Mieter zu gewinnen.
In Sachen "Auswahlverfahren, Einstellung und Vergütung" der Direktorin der Kunststiftung, Manon Bursian, besteht auf Seiten des Ausschusses noch Klärungsbedarf. Der Rechnungshof hatte Aufklärung darüber erbeten, warum der Direktorin das laut Ausschreibung geforderte "abgeschlossene wissenschaftliche Hochschulstudium" attestiert wurde (MZ berichtete).
Dieser Kritik meint die Landesregierung begegnen zu können, in dem ein am 4. Juli ausgefertigtes Schreiben der Personalstelle des Berliner Senates vorgelegt wird. In dem wird der Direktorin - entgegen vorheriger Auskünfte des Senates an die MZ - mitgeteilt, dass deren 1988 in Ostberlin als Fachschulstudium begonnene und 1991 mit dem Titel "Diplombibliothekarin" abgeschlossene Ausbildung "von der Qualifikationsebene her der späteren Fachhochschulausbildung zur Diplom-Bibliothekarin (FH)" entspricht. Der Senat bestätigt ein "abgeschlossenes bibliothekswissenschaftliches Studium". Vom Stiftungsrat wird das als "abgeschlossenes bibliothekswissenschaftliches Hochschulstudium" gewertet.
"Wir sehen das als Ausschuss anders", sagt Eva Feußner, Bildungspolitische Sprecherin der CDU, nach der Ausschuss-Sitzung. "Es war ein dreijähriges Studium. In so kurzer Zeit schließt man kein wissenschaftliches Hochschulstudium ab. Das bleibt eine offene Frage." Festgestellt worden sei, dass das Gehalt der Direktorin tariflich zu hoch eingestuft worden war, teilt Stefan Gebhardt mit. Die finanzpolitischen Sprecher von SPD und CDU, Krimhild Niestädt und Kay Barthel, fordern, dass "die Einstellung von Personal mit größerer Sorgfalt erfolgen soll und Ausschreibungskriterien verantwortungsvoller geprüft werden".
Wie geht es weiter? Anfang Dezember soll die Neuwerk-Villa als ein "Haus für die Kunst" (Dorgerloh) eröffnet werden. Der Landesrechnungshof sei mit den mündlichen Ausführungen zufrieden. Was noch an Informationen fehle, werde nachgereicht: unter anderem ein Wirtschaftlichkeitskonzept für den neuen Stiftungssitz, sagt Stefan Gebhardt. Grundsätzlich aber, sagt er: "Die Richtung stimmt. Es hat sich einiges bewegt." Ein Urteil, dem sich Eva Feußner anschließt: "Für uns ist vor allem wichtig, dass für die Künstler kein Schaden entsteht."