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Kunstraub von 1977 Kunstraub von 1977: Dresden will gegen Osloer Kunsthändler klagen

23.07.2003, 13:50

Dresden/dpa. - Im Fall des wohl spektakulärsten Kunstraubes in der DDR will die Stadt Dresden jetzt gegen zwei Kunsthändler aus Oslo auf Herausgabe von Schmuckstücken klagen. Einen entsprechenden Bericht der «Dresdner Neuesten Nachrichten» bestätigte das Rechtsamt der Stadt am Mittwoch auf Nachfrage. Der Schmuck war am 20. September 1977 auf mysteriöse Weise während der Öffnungszeit aus einer gesicherten Vitrine des Museums für Stadtgeschichte in Dresden gestohlen worden. Die Täter wurden nie gefasst.

Insgesamt wurden damals 56 Pretiosen geraubt. Ihr Schätzwert schwankt zwischen 770 000 und 1,5 Millionen Euro. 1999 tauchten 38 Stücke bei einem Kunsthändler in der norwegischen Hauptstadt auf. Sie wurden beschlagnahmt und nach Dresden zurückgebracht. Bis zur Klärung des Falls werden sie von einem Dresdner Notar gehütet. Um sie wieder im Stadtmuseum ausstellen zu können, muss nun in einem Zivilprozess vor einem norwegischen Gericht die Herausgabe der Kunstschätze erstritten werden.

Strafrechtlich betrachtet sind die Ermittlungen faktisch beendet. Die Staatsanwaltschaft Dresden will den Fall mit der Begründung «Täter unbekannt» demnächst zu den Akten legen, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Schär auf Anfrage. Allerdings könnten die Ermittlungen jederzeit wieder aufgenommen werden.

Dresden hatte bereits im November 2002 beim Landgericht vorsorglich eine einstweilige Verfügung erwirkt, wonach die Schmuckstücke einem Sequester übergeben werden können. Ohne diesen Schritt hätte der Schmuck nach Einstellung der Ermittlungen dem so genannten letzten Gewahrsamsinhaber ausgehändigt werden müssen und wäre somit wieder in Oslo gelandet. Die Osloer Kunsthändler haben nach eigenem Bekunden die Stücke redlich erworben.

   Der Kunstraub von Dresden sorgte damals für Schlagzeilen. Ein Teil der wertvollen Schmuckstücke aus dem Zeitraum von 1602 bis 1800 - darunter goldene Ringe, Anhänger, Ketten, Broschen, Medaillons und Armbänder - waren bei mehreren Ausgrabungen auf dem Gelände der Dresdner Sophienkirche gefunden wurden. Zudem wurden 11 Medaillen zur Königskette des Schatzes der Bogenschützengilde geraubt.

   Die Polizei kam den Pretiosen nach Hinweis eines deutschen Münzhändlers auf die Spur. Experten vermuten, dass die Beute zu DDR- Zeiten außer Landes gebracht wurde. Nach dem Diebstahl hatten die Polizei seinerzeit eine rund 150 Mann starke Sonderkommission gebildet. Als die Experten nach mehr als zwei Jahren noch immer keine heiße Spur hatten, waren die Akten bereits zu DDR-Zeiten schon einmal geschlossen worden. 1986 tauchte bei einem Auktionshaus in Hamburg das erste Beutestück auf. Die so genannte «Goldene Klippe Magdalene Sybilla» wurde von den bundesdeutschen Behörden zurückgegeben.