Kunstmäzen Kunstmäzen: Thyssen-Bornemisza 81-jährig gestorben

Madrid/dpa. - Seine Frau, diefrühere «Miss Spanien» Carmen Cervera (59), sei bei ihm gewesen.
Der Leichnam des früheren Industriellen soll nach Deutschlandüberführt und in der Thyssen-Familiengruft auf Schloss Landsbergbeigesetzt werden. Es werde auch eine öffentliche Trauerfeier geben,hieß es weiter. In dem Thyssen-Bornemisza-Museum in Madrid, derDependance im ehemaligen Pedralbes-Kloster in Barcelona und in der«Villa Favorita» am Luganer See wurden Kondolenzbücher ausgelegt.
In einem Beileidstelegramm würdigte König Juan Carlos den«wertvollen Beitrag» des Mäzens zur Kunstszene in Spanien.Kulturministerin Pilar del Castillo sagte: «Er ist sehr großzügiggewesen, als er seine Sammlung nach Spanien brachte.» Der Direktordes Thyssen-Bornemisza-Museums, Tomás Llorens, reagierte mitBestürzung auf die Todesnachricht. «Der Baron war einer derherausragenden Kunstsammler unserer Zeit. Er war ein Geschäftsmann,der sich leidenschaftlich der Kunst verschrieben hatte.»
Thyssen-Bornemisza hatte seine großartige Kunstsammlung Ende der80er Jahre von der Schweiz nach Spanien gebracht. Rund 800 der etwa1600 Werke sind in dem 1992 eröffneten und nach ihm benannten Museumgegenüber der berühmten Prado-Pinakothek in Madrid ausgestellt. Sieumfassen alle Stilepochen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Duccio,van Eyck, Hans Holbein und Frans Hals sind ebenso vertreten wieManet, Monet, Kandinsky, Magritte oder Hopper. Die Privat-Kollektion, die nur von derjenigen der britischen Königin ElizabethII. übertroffen wird, hatte damals für fast 400 Millionen Euro derspanische Staat erstanden.
Der am 13. April 1921 bei Den Haag geborene Milliardär war derletzte herausragende Vertreter einer Familie, die ein Jahrhundertlang zu den mächtigsten in Europa gehört und an der Spitze einesImperiums von Schwerindustrien gestanden hatte. August Thyssen, derGroßvater von Hans-Heinrich, legte 1871 den Grundstein zum Aufbaueines der größten deutschen Montankonzerne.
Hans-Heinrich, dessen Mutter die ungarische Baronin MargitBornemisza war, baute nach dem Zweiten Weltkrieg das angeschlageneImperium neu auf und erweiterte die Kunstsammlung seines VatersHeinrich (1875-1947) aus den 20er Jahren. Als er 1950 die SchweizerStaatsbürgerschaft annahm, musste er offiziell auf seinen Adelstitelverzichten.