Kunsthalle Villa Kobe Kunsthalle Villa Kobe: Ein Traum vom besseren Leben darf auch bissig sein
Halle (Saale)/MZ. - Susanne Laufer hat den Preis der halleschen Oberbürgermeisterin nicht bekommen, gleichwohl fällt der Beitrag der Oldenburgerin zur Großen Kunstausstellung in der Villa Kobe rasch ins Auge. Susanne Laufers Arbeit unterscheidet sich von einer Vielzahl des übrigen Angebots durch die erfrischende Abwesenheit von Biederkeit und eine originelle Idee.
Auf sieben Papptellerchen, die dem Kunden des ambulanten Würstchenhandels bestens vertraut sind, hat die Künstlerin jeweils eine bukolisch anmutende Szene collagiert. "7 Tage die Woche verkaufe ich Bratwürste im Imbiss am Rosengarten - 7 Tage die Woche träume ich von einem besseren Leben", heißt das Werk. Und es ist eben deshalb so gelungen, weil es ironisch ist, ohne den Ernst der sozialen Lage zu veralbern. Und ernsthaft, ohne das Recht der Kunst, sich pointiert über den Zustand der Welt zu belustigen, in irgendeinen Zweifel zu ziehen.
Daneben gibt es in der Schau, die bis zum 9. Oktober in der halleschen Kunsthalle zu sehen ist, auch sehr solide, handwerklich überzeugende Arbeiten wie die Grafik "Firn" des Preisträgers Ingo Duderstedt aus Leipzig und die witzige Zeichnung "Safari" von Uta Siebert aus Halle. Auf diesem Blatt, ein wenig vom Atem der Neuen Leipziger Schule beseelt, brettert ein heimisches Spießerpaar in einem Torso von Auto durch den deutschen Wald. Sehr gelungen auch die zeichnerischen Studien "orange I-III" von Evelyn Steinmetz (Lübeck) - wie überhaupt die grafischen und auch fotografischen Beiträge die reizvolleren in dieser Ausstellung sind, während die Malerei eher weniger Eindruck macht, will man von "Sonntag mit Vater" absehen, mit dem sich der Hallenser Lutz Bolldorf meldet.
Einen Jungen fest an der Hand, einen auf den Schultern tragend, schreitet hier der neuzeitliche Vater, flott im Anzug, voran. Da blitzt, wie selten auf den übrigen Bildern, hinter dem Gemalten auch ein Lächeln über die Zeitläufte auf. Ein Verständnis, das nicht Einverständnis heißt. Eine Zuneigung, die nicht affirmativ, eine Distanz, die nicht plakativ ausfallen muss. So kann man es aushalten, vom besseren Leben zu träumen.
Bis zum 9. Oktober, Philipp-Müller-Straße 65, 06110 Halle, Do-So 14-19 Uhr