Kunst Kunst: Picasso auf Stahl

Falkensee/Potsdam/dpa. - Der große Schnauzer ist dasMarkenzeichen von Joachim Matz. Und so signiert der 63-jährigeBrandenburger Künstler seine Arbeiten auch mit dem Symbol des Bartes.Erst seit wenigen Jahren setzt er die Anfangsbuchstaben seines Namenshinzu. Doch eigentlich ist das nicht notwendig. Er gilt weltweit alsder einzige, der die Kunst des Malens mit Metallen beherrscht.
Matz, in Mecklenburg-Vorpommern geboren und zu DDR-Zeiten mitBerufsverbot belegt, gelangte Mitte der 1980er Jahre nachabenteuerlicher Flucht in den Westen. Dort beschäftigte er sich mitMetallskulpturen, aber auch mit Malerei. «Bei einer Ausstellung inMiami wurde ich einmal gefragt, ob ich nicht beides verbindenkönnte», erzählt Matz. «Noch nicht», habe er geantworten. Doch seinEhrgeiz war angestachelt.
Jahrelang probierte er, lernte die Reaktionen verschiedenerMetalle und Legierungen kennen, staunte über sich entwickelnde Farbenund Strukturen. Am Ende stand der von ihm entwickelte MetallurgischePointillismus - ähnlich der bereits von Impressionisten verwendetenTechnik. Dabei werden Farben Punkt für Punkt auf den Untergrundaufgebracht. Erst durch Distanz erschließen sich beim BetrachterMotive.
Matz' Werke zu beschreiben, fällt schwer. «Menschen, die vonBerufs wegen viel mit Metallbearbeitung zu tun haben, können es kaumglauben», erzählt er. Sie fragten immer nach technischen Details.«Immerhin müssen sich die Metalle und Legierungen miteinandervertragen.» Der Künstler verarbeitet unter anderem Schwarzstahl,Edelstahl, Kupfer, Bronzen, Gold, Silber und Platin.
Bevor Matz auf den wuchtig wirkenden Metallplatten mit seinemGemälde beginnt, fertigt er eine Papierskizze. «Die Umrisse ziehe ichdann auf dem Metall mit dem Schweißgerät nach», erzählt er. Alles seiwie bei einem Maler, der an seiner Staffelei an einem Gemäldearbeite. Einzige Besonderheit: «Mein Pinsel ist das Schweißgerät.»Dann «mischt» der Falkenseeer die Farben - in seinem Fall heißt das,zu entscheiden, welche Metalle verwendet werden.
Punkt für Punkt, Detail für Detail entsteht das Werk. Fehlerdürfen nicht passieren. «Dafür habe ich noch keinen Radierererfunden», erzählt er schmunzelnd. «Was sitzt, das sitzt.» Je nachMotiv und Größe werden pro Arbeit 1,5 bis 6 Millionen Punkte auf dasMetall aufgetragen. Am Tag gelingen ihm etwa 50 000. Es geht in einerSchnelligkeit, als würde man mit dem Finger auf die Tischplattetippen, nur dass hier ein für das Augenlicht gefährlicher Lichtbogenentsteht.
Wenn der schnauzbärtige Künstler ohne Gesichtsschirm arbeitet,stockt dem Beobachter der Atem. «Ich kann mit Schutzbrille nicht alleDetails sehen», erklärt er. Und fügt beruhigend hinzu, er nutze einentoten Winkel und seinen Augen drohe kein Schaden.
Trotz der grob wirkenden Technik gelingt es dem seit zehn Jahrenin Falkensee lebenden Künstler, feinste Motive auf Metall zu bannen - etwa das Federkleid eines Hahns oder der Lidaufschlag einer Frau. Amliebsten sind Matz Hommages an berühmte Kollegen. Werken von Dali,Matisse, Hundertwasser oder Picasso gibt er eine neue metalleneDimension und etwas Eigenes mit. «Überall ist eine Kugel enthalten,die man als Sonne, Mond oder überhaupt als Symbol für alles positivenDinge im Leben wahrnehmen kann», erzählt er.
Derzeit bereitet Matz, dessen Kunstwerke bei privaten Sammlernbegehrt sind, ein Projekt unter dem Motto «Eisen - ein metallenerTraum» vor. Dabei stehen europäische Landschaften im Mittelpunkt.Die Gemälde und Skulpturen sind europaweit in privaten Sammlungenoder an öffentlichen Gebäuden zu finden. Matz ist sich seinerbesonderen Rolle bewusst: «Mit mir wird meine Kunst aussterben. Ichhabe sie entwickelt und nehme sie mit ins Grab.»
