Kunst Kunst: Das antike Rom lebt in einem alten Gasometer wieder auf

Leipzig/dpa. - Das Panorama, das am Samstag und Sonntag montiert wurde, ist Asisi zufolge mit 34 Metern Höhe das größte Rundpanorama der Welt. Die Eröffnung ist für kommenden Samstag geplant. Zuvor hatte Asisi in dem selben Gasometer mit einem Mount-Everest-Panorama mehr als 450 000 Besucher angelockt.
Noch stehen Hebebühnen und schweres Gerät inmitten des Gasometers,die Temperatur ist eisig und erinnert eher an das letzte Projekt des50-Jährigen - ein Mount-Everest-Panorama im selben Gasometer, dasmehr als 450 000 Besucher anlockte. Plötzlich durchbricht eine Sirenedas ruhige Treiben, ein Mann, dessen Schutzhelm bereits vom neuenProjekt «Rom CCCXII» kündet, greift zum Walkie-Talkie. Das Signal fürdie acht Alpintechniker, mit Hilfe von Seilwinden die langenStoffbahnen sachte hochzukurbeln. Zentimeter für Zentimeter wächstaus einem 800 Kilogramm schweren Stoffschlauch ein Kunstwerk, das andie historischen Panoramahäuser des frühen 19. Jahrhunderts erinnert- als das Medium der bewegten Bilder noch fern war.
Seit 7.00 früh dirigiert Asisi in dem stillgelegten Gasometer derStadtwerke Leipzig ein Dutzend Helfer. Zwischendurch schwärmt er vonder Sogwirkung der Perspektive. «Die Besucher sollen denken, ichhätte vor knapp 1700 Jahren einen Fotoapparat in der Hand gehabt»,sagt er. Tatsächlich sind es historische Ölgemälde, die Asisi mitHilfe zweier Kuratoren für historische Architektur und römischeAlltagskultur so geschickt kombiniert, dass sie ineinanderverschmelzen: Kaiser Konstantin im purpurnen Mantel, seine MutterHelena, das Forum Romanum im Süden, der Jupitertempel, Romulus undRemus.
Rund 500 000 Besucher erhofft sich der Künstler bis Ende 2006 fürseine populärwissenschaftliche Darstellung, die untermalt wird mitvon Posaunen und Trommeln dominierter Musik des Filmkomponisten EricBabak. Die Besucher des Industriedenkmals sollen von einem Podest in12 Metern Höhe Rom erleben, vom Tagesanbruch bis zum Aufgehen derSterne.
«Rom CCCXII» bricht auch technische Rekorde: Die Computervorlagewurde auf einem eigens dafür entwickelten Polyesterstoff inFotoqualität von 300 dpi bedruckt, in 37 jeweils drei Meter breitenBahnen. «Ich bin mir sicher: Es ist das größte Einzelstück, das jehergestellt wurde. Für das Zusammennähen der gut 30 Meter langenBahnen haben wir extra eine Maschine konstruiert», sagt HerstellerRaimund Marx aus Lennestadt im Sauerland. Sogar waschbar undbügelfrei sei der Stoff. Und extrem fest, wie Asisi feststellenmusste. Als die Bahnen nämlich gedruckt waren, bemerkte er, dass erein wichtiges Detail vergessen hatte: die HauptheeresfahneKonstantins, das Labarum. Kurzerhand ließ er das Signet nochproduzieren und nähte den Flicken eigenhändig mit Nadel und Fadenauf.
Wie viel Geld Asisi in das Projekt investiert hat, bleibt seinGeheimnis. Stattdessen spricht er lieber über sein nächstes Projekt:800 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung Dresdens will er diebarocke Pracht der Elbestadt in einem Gasometer der sächsischenLandeshauptstadt noch einmal aufblühen lassen. Dazu lässt er sich vonden Stadtansichten des Italieners Canaletto (1721-1780) inspirieren.