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Kulturgut Kulturgut: Abgespeckte Sanierung für Völkerschlachtdenkmal

05.04.2006, 09:55
Auf dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig bereiten am Dienstag (04.04.2006) Oberflächenveredler Karsten Welz (l) und Oberbauleiter Ronald Börner in rund 78 Meter Höhe den Kopf eines Freiheitswächters für Reinigungsarbeiten vor. (Foto: dpa)
Auf dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig bereiten am Dienstag (04.04.2006) Oberflächenveredler Karsten Welz (l) und Oberbauleiter Ronald Börner in rund 78 Meter Höhe den Kopf eines Freiheitswächters für Reinigungsarbeiten vor. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Die Putzkosten des monumentalen Riesen verschlingen etwa 15 von 30Millionen Euro. Selbst diese Summe steht auf wackligen Füßen: DieStadt hat ihren Anteil nur bis 2008 zugesichert. Das Mahnmal an dieblutige Schlacht vom 16. bis 19. Oktober 1813 ist mit seinen 300 000Tonnen das größte Denkmal Europas.

Laut den Kalkulationen des städtischen Kulturamtes soll bis 2013das Notwendigste gemacht werden, wenn der 200. Jahrestag derVölkerschlacht bei Leipzig sowie der 100. Jahrestag der Einweihungdes Denkmals gefeiert wird. «Wir haben vorerst alles, was nicht sowichtig ist, gestrichen», sagt Klaus-Michael Rohrwacher, Vorsitzenderdes Fördervereins. Schwerpunkt der Arbeiten sei, «das "Völki" ersteinmal dicht zu kriegen», sagt Oberbauleiter Ronald Börner. DieEinsparungen betreffen vor allem die Umgebung des Denkmals wie dasWasserbecken, die Treppen und die Eingangspylonen. Die bewilligtenBaumaßnahmen laufen laut Börner allerdings ohne Zeitverzug ab.

Der dritte von angepeilten sieben Bauabschnitten hat diese Wochebegonnen und braucht die letzten Mittel der Landesregierung auf. DieRestauratoren um Börner starten nach langer Frostpause das «Lifting»der Freiheitswächter. Doch trotz Kostenhalbierung soll geklotzt undnicht gekleckert werden, verspricht Börner: Die Steine erhalten eineEdelstahlverankerung und die Fugen werden «klinisch sauber» gemacht,bevor eine spezielle getestete Fugenmasse aus Epoxydharz aufgetragenwird. «Wenn wir außen dicht und sauber sind, beginnen wir im Innernvoraussichtlich ab Sommer mit der Trocknung des Reiterreliefs.» Dafürwird ein Heizkraftwerk für 400 000 Euro gebaut. Außerdem soll imHerbst eine Beleuchtung für den Außenkörper installiert werden.

Bis Ende dieses Jahres werden damit 7,6 Millionen Euro seit Beginnder Restaurierung verbaut. Danach zahlt die Stadt die Kosten für denvierten zweijährigen Abschnitt weiter, sagt die zuständigeSachbearbeiterin im Kulturamt, Eva Steckel. Mit Sachsen Lotto gibt eslaut Rohrwacher Gespräche über eine Lotterie, die schon vor 100Jahren zusätzlich Geld in die Baukasse brachte. «Aber an derBearbeitungszeit hat sich im Laufe der Jahre nichts geändert. DerAntrag liegt seit einem halben Jahr in Dresden zur Genehmigung.»

Trotz Bauarbeiten steht das Mahnmal, das an die Völkerschlachtmit mehr als 120 000 Toten erinnert, Besuchern offen. Am 28. Aprilsollen erste sichtbare Ergebnisse der Sanierung gefeiert werden,darunter die Freilegung der Fundamente. «Das gibt dem Denkmal einenganz anderen Charakter», so Rohrwacher. Der Förderverein sieht darinauch eine neue Geldeinnahmequelle. Der gewonnene Raum biete Platz für100 Gäste und sei zur Vermietung für Veranstaltungen vorgesehen. Vorvier Wochen sei dort über eine andere Baustelle in Leipzig Bilanzgezogen worden, nämlich über den City Tunnel.

Zur Fußball-WM hatte der Förderverein überlegt, das Denkmal alsimposante Kulisse zu nutzen, sagt Rohrwacher. «Ein Highlight amDenkmal kriegen wir ohne die Genehmigung der Sponsoren nicht auf dieReihe. Wenn, dann machen wir etwas aus der Situation heraus.»