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Kulturerbe Kulturerbe: Neuer Umgang mit DDR-Architektur

Von MATTHIAS HASBERG 21.07.2009, 18:52

LEIPZIG/DDP. - Das Haus steht leer. Auch Ehemann Hartwig Krämer gefällt die Verkleidung nicht. Aber er sagt: "Das Haus gehört in seine Zeit."

Vorrang für die Gründerzeit

20 Jahre nach dem Mauerfall ist von der Architektur der DDR-Zeit in ostdeutschen Innenstädten Vieles nicht mehr zu sehen. Marodes wurde abgerissen, in Großsiedlungen verschwanden ganze Wohnkomplexe. Architekten und Planer konzentrierten sich auf die Altsubstanz, die Gründerzeit-Häuserzeilen, die Viertel mit Stuck. Doch die Wahrnehmung der DDR-Architektur wandelt sich.

In den Bau- und Planungsministerien sitze eine neue Generation, die weniger Berührungsängste habe, sagt Harald Engler. Er befasst sich im Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung in Erkner bei Berlin mit der baulichen Hinterlassenschaft der DDR. "Es wird heute viel stärker nach neuen Nutzungen gesucht und nicht mehr gleich nach dem Abrissbagger gerufen." Zudem werde der Ruf lauter, Plattenbauten unter Denkmalschutz stellen zu lassen.

Eine solche Plakette hat ein riesiger Plattenbau im Leipziger Stadtteil Probstheida erhalten. Fast alle der 800 Wohnungen seien belegt, sagt ein Sprecher der Wohnungsbau-Gesellschaft LWB. Mit reichlich Leerstand hat indes Eisenhüttenstadt zu kämpfen. Die Stadt verlor 18 000 Einwohner, darunter litt vor allem die Innenstadt mit Gebäuden aus den 50er Jahren. Die ersten Komplexe stehen aber mittlerweile als Flächendenkmal unter Schutz. Fahrstühle werden eingebaut und Balkone errichtet, um die Attraktivität zu erhöhen.

Warnung vor Fehlentwicklung

Der Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, Philipp Oswalt, fordert einen ausgewogeneren Umgang mit dem Erbe. Er habe aber das Gefühl, dass es weiterhin "den Drang gibt, das DDR-Unrechtsregime auch physisch auslöschen zu wollen". Dies aber sei eine Fehlentwicklung, sagt der Direktor.

Leipzig wartet unterdessen weiter auf eine Neubebauung auf der Brachfläche neben der "Blechbüchse". Das Haus soll integriert werden in ein modernes Einkaufszentrum, das schon längst stehen sollte, aber wegen der Finanzkrise immer wieder verschoben wird. Hartwig Krämer schaut auf die Aluminiumfassade, dann auf die Brachfläche für das neue Einkaufszentrum. "Jede Zeit hat ihren Baustil", sagt er. "Und ihre Bausünden."