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Kritik zum "Tatort" aus Ludwigshafen Kritik zum "Tatort" aus Ludwigshafen: Odenthals Jubiläumsfall bot nicht mehr als klassische Krimikost

Von Anne Burgmer 26.10.2014, 20:30
Ulrike Folkerts als Tatort-Kommissarin Lena Odenthal.
Ulrike Folkerts als Tatort-Kommissarin Lena Odenthal. obs Lizenz

Köln - Dienstälteste „Tatort“-Kommissarin, seit 25 Jahren im Dienst, 60 Fälle: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) ermittelte am Sonntag in der Jubiläumsfolge „Blackout“ (Regie: Patrick Winczewski). Unsere „Tatort“-Kritik in Kategorien.

Der Fall

Ein junger, smarter Architekt wird tot aufgefunden: betäubt, brutal misshandelt und vergewaltigt, erstickt. Die einzige Zeugin kann sich an nichts erinnern, weil auch sie in der Tatnacht unter dem Einfluss von K.O.-Tropfen stand. Es gibt die üblichen Verdächtigen: die betrogene Ehefrau, der möglicherweise eifersüchtige Bruder oder vielleicht doch der beste Freund?

Der Täter

Es war von Anfang an klar, dass die betäubte Zeugin Betty Adam (Sinja Dieks) und ihre Mitbewohnerin und Freundin Charlotte Wittmann (Luisa Wietzorek) mehr wissen, als sie Lena Odenthal erzählen. Den besten Freund des Opfers, Moritz Lohse (Matthias Ziesing), zaubern die Drehbuchautoren erst relativ spät als Schlüsselfigur aus dem Hut. Er hatte die Opfer, darunter auch Charlotte, betäubt und vergewaltigt. Die Rache der jungen Frau traf also den Falschen. Doch die Zusammenhänge begreifen die Polizisten erst, als es zu spät ist.

Das Jubiläum

Dienstälteste „Tatort“-Kommissarin, seit 25 Jahren im Dienst, 60 Fälle. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) sollte eigentlich so schnell nichts mehr erschüttern. Doch in ihrem Jubiläumsfall „Blackout“ (Regie: Patrick Winczewski) ist das Gegenteil der Fall. Odenthal ist ausgebrannt und einsam, sie schläft nicht richtig, hat Kreislaufprobleme. Der Selbstmord eines Geschäftsmanns, den sie nicht verhindern konnte, macht ihr zu schaffen. Und dass ihr Kollege und einziger Freund Kopper (Andreas Hoppe) im Urlaub ist, steigert ihre Laune auch nicht. Zumal sie sich stattdessen mit der jungen, ehrgeizigen Fallanalytikerin Johanna Stern (Lisa Bitter) herumschlagen muss.

Das war gut

Ulrike Folkerts spielt die ausgebrannte Kommissarin sehr überzeugend und mit Mut zur Hässlichkeit. Die Falten sind tief, die Haut fahl. Am Ende bricht sie zusammen. Körperlich und seelisch. Der Selbstmord des Geschäftsmanns und die Tatsache, dass sie Charlotte nicht rechtzeitig gefunden haben, waren einfach zu viel. Überhaupt sind die Darsteller gut gecastet. Und Schnitt, Musik und Kameraführung gefallen ebenfalls.

Das war schlecht

Die Autoren Eva und Volker Zahn haben zu tief in die Klischeekiste gegriffen. Die trauernde Witwe sitzt Rotwein trinkend in ihrer weißen Villa, die Fallanalytikerin trägt Kleider und Blazer in weiß und Pastellfarben und hat stets das iPad in Reichweite. Ärgerlich sind auch die zum Teil erschreckend floskelhaften Dialoge. („Sie sind doch krank! Was sind Sie bloß für ein Mensch“, „Sie wissen doch gar nicht, was Liebe ist“). Das ist alles viel zu dick aufgetragen. In einer Szene gesteht Odenthal einem Barkeeper, dass zu Hause nur ihre Katze auf sie warte. „Ist das nicht ein bisschen viel Klischee?“, entgegnet der. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Fazit

In den vergangenen Wochen wagten sowohl der „Tatort“ als auch der „Polizeiruf 110“ spannende Experimente. Die waren nicht unumstritten, aber sie hoben sich definitiv vom Durchschnitt ab. Dieser „Tatort“ ist klassische Krimikost. Ein Toter, viele Verdächtige und die Kommissare versuchen, das Puzzle Stück für Stück zusammenzufügen. Das ist alles ganz nett anzusehen, aber vor allem die vielen abgenutzten Klischees und die Dialoge trüben den Gesamteindruck erheblich.