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Köstliche «Petits Fours» von Grand Duchy

25.02.2009, 11:03

Hamburg/Wien/dpa. - Mit einem Reunion-Album der Pixies hat es bisher nicht geklappt. Dafür hat Black Francis, der früher mal Franck Black hieß, jetzt mit seiner Frau die Band Grand Duchy aus der Taufe gehoben, die köstliche «Petits Fours» serviert, die mehr als nur kleine Appetithäppchen sind.

Black Francis ist ein Mann im ständigen Wandel. In den 80er Jahren sorgte er mit den Pixies für bis heute stilprägenden Indie-Rock, vor zwei Jahren verwandelte er sich in Black Francis zurück und 2009 bringt er ein Album heraus, das an die seligen Pixies erinnert.

Black Francis ist zwar schon lange im Musikgeschäft, einer Art Masterplan scheinen seine Alben trotzdem nicht zu unterliegen. Alles scheint bei dem Mann aus Boston rein zufällig zu passieren, ob es sich nun um seine 7-Track-EP «SVN FNGRS» aus dem Vorjahr handelt, die entstand, als er eigentlich nur eine B-Seite für eine Single aufnehmen wollte, oder ob es jetzt um seine neue Reinkarnation als Grand Duchy geht, die ebenfalls ungeplant zustande kam.

Während die Pixies-Fans seit ewigen Zeiten auf ein Reunion-Album der Band um Francis und Kim Deal warten, macht der 43-jährige Charles Thompson, wie er eigentlich heißt, ohnehin nur das, was er will. Zwar gab es im Jahr 2004 eine Reunion-Tour, die ordentlich Geld in die leeren Taschen spülte, doch aus einer länger währenden Neuformation der Band wurde nichts - das einzige Resultat war die Umbenennung von Frank Black in Black Francis, so wie er ja einst zu Pixies-Zeiten hieß.

Doch auch ohne die Pixies gab es in den letzten Jahren einige Änderungen beim Musiker Black Francis zu vermelden. Sein früherer Sound, der doch stark dem Country verhaftet war, wurde wieder rockiger. Mit dem letzten Studioalbum «Bluefinger» aus dem Jahr 2007 waren auch erstmals wieder verstärkt Pop-Elemente zu vernehmen. Mit Grand Duchy und «Petits Fours» geht nun der Weg noch radikaler weiter, und nicht zuletzt durch den Gesang von Violet Clark erinnern die neun Songs wiederum an die Pixies. Zumindest Reminiszenzen an den Stil der einstigen Erfolgsband tun sich auf, wenn Francis seinen Sound mit Keyboards aufmöbelt und Clark, die schon auf «Bluefinger» zu hören war, mit ihrer hellen Stimme wiederum an Kim Deal zu erinnern vermag.

«Es war einmal, als Violet und ich für einen Tag gemeinsam ins Studio gingen», erzählt Francis. Aus dem Experiment entstand der Song «Fort Wayne», der sich auch auf «Petits Fours» wiederfindet. Nachdem dieser Song irgendwie aus dem Studio auch den Weg in die Ohren anderer Hörer fand und diese begeisterte, entschlossen sich die beiden, ihre gemeinsame Arbeit auszubauen.

Clark (vocals, bass, synths) und Francis waren dabei musikalisch gesehen keineswegs ein Herz und eine Seele. Während Francis sich selbst als einen Zerstörer der 80er Jahre definiert, sieht er Clark eher als Liebhaberin dieser Dekade. Diese an sich konfliktreiche Ausgangsituation scheint künstlerisch durchaus befruchtende Effekte auf die Arbeit des Duos gehabt zu haben. Das Resultat ist ein Album geworden, das trotz - oder vielleicht gerade wegen - seiner nostalgischen Rückgriffe so trendy wie schon lange nichts mehr klingt, was Francis in letzter Zeit komponiert hat. Mit «Petits Fours» könnte er nicht nur die alten Pixies-Fans wieder erfreuen, es wird ihm wohl ebenso auch neue Zuhörer bringen.

Sollte genug abfallen, dann wollen sich Violet Clark und Black Francis den Traum von einem Häuschen im Großherzogtum (Grand Duchy) Luxemburg erfüllen, um dem kalten und grauen Oregon zu entfliehen. Violet Clark hat sogar schon Französisch gelernt, wie sie in dem Song «Fort Wayne» ganz passabel unter Beweis stellt.

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