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Konzert in Leipzig Konzert in Leipzig: Elton John legt sich wieder mal mit den Ordnungskräften an

29.06.2015, 06:31
Den einzigen Deutschland-Auftritt seiner diesjährigen Konzertreise gab Elton John am Sonntag in Leipzig.
Den einzigen Deutschland-Auftritt seiner diesjährigen Konzertreise gab Elton John am Sonntag in Leipzig. dpa Lizenz

Leipzig - 6.500 Fans in Leipzig erlebten am Sonntagnachmittag einen gut aufgelegten Sir Elton John. Beim einzigen Auftritt seiner „All The Hits"-Tour in Deutschland ließ der 68-Jährige fast alle seiner bekanntesten Songs durch die Messehalle 1 schallen. Etwas ruhiger ist Reginald Kenneth Dwight alias Elton John mit seinen inzwischen 68 Jahren natürlich geworden. Er springt nicht mehr auf seinen Flügel, um die Tasten über Kopf zu spielen, ihm reichen inzwischen ein Bühnenanzug und eine Brille anstelle von schillernden Outfits. Ruhiger heißt jedoch nicht unbedingt stiller, wie die Fans am Sonntag in Leipzig erleben konnten. Sogar Balladen wie „Candle In The Wind“ oder „Your Song“ donnerten sehr laut aus den Boxen.

Geschmälert wurde das Vergnügen nur durch einen Wutausbruch des Popstars gegenüber den örtlichen Ordnungskräften. Wie die Leipziger Volkszeitung (LVZ) berichtet, schrie er die Security an. „Niemals werden in meinen Konzerten Zuschauer attackiert", soll er laut der Zeitung gebrüllt haben. Der persönliche Bodyguard Elton Johns habe die Sicherheitskräfte vor dem Zorn des wutentbrannten Pianisten schützen müssen.

Die Nachrichtenagentur DPA weiß zu berichten, dass es um Elton John Ruhe bei dem Zwischenfall vor der Bühne etwa nach der Hälfte des Konzerts geschehen sei. Am Bühnenrand ballten sich offenbar Massen an Fans, die von den Sicherheitskräften zurückgehalten werden sollten. Elton John scheute sich nicht, persönlich dazwischen zu gehen, konnte nur mit Mühe von den eigenen Sicherheitsleuten zurückgehalten werden. „Man attackiert niemanden aus meinem Publikum, raus hier, es ist widerlich“, rief der Musiker den Störern hinterher und hatte spätestens in diesem Moment die (meisten) Herzen auf seiner Seite.

Anfang Juni hatte Elton John bei einem Konzert im englischen Gloucester die Ordner ähnlich angefeindet. Damals verglich er ihr Verhalten mit Zuständen im kommunistischen China und nannte eine Ordnerin sogar "Hitler". Später entschuldigte er sich für seinen Ausfall.

In Leipzig war er offenbar etwas gnädiger und gestand nach Angaben der LVZ den Männer und Frauen der Sicherheitskräfte immerhin zu, „dass sie einen Job zu erfüllen" hätten – „aber nicht auf solch abscheuliche Weise".

Wie Besucher des Konzerts der MZ mitteilten, sei der Auftritt schlecht organisiert gewesen. Eine Frau spricht in einer Mail an die Redaktion von einem "Desaster an Organisation und einer Sicherheitskatastrophe". Schon am Einlass habe es Probleme gegeben, weil viele Fans an der falschen Schlange angestanden hätten, die nicht als "Presse- und Kassenzugang" gekennzeichnet gewesen sei. Frustriert hätten sie sich an der nächsten Schlange anstellen müssen.

Die Frau behauptet weiter, es habe "keinerlei Sicherheitskontrollen" gegeben: "Keine Rucksackkontrollen, keine Körperkontrollen – nichts." Noch zu Beginn des Konzerts hätten sich die Sicherheitskräfte auffallend zurückgehalten. Gerade für Besitzer einer sehr teuren Sitzplatzkarte sei dies insofern schlecht gewesen, weil sie von Inhabern billigerer Tickets verdrängt und an der Sicht auf die Bühne gehindert wurden. Es habe sich in den Sitzplatz-Reihen Unmut breit gemacht, mehrere Besucher hätten sich auf die Suche nach dem Sicherheitspersonal gemacht, dass aber angeblich nicht auffindbar war: "In der ganzen Halle konnte ich bei meiner zehn Minuten langen Suche niemanden finden, mit dem ich hätte sprechen können." Allen Fans sei es unterschiedslos möglich gewesen, bis direkt zur Bühne vorzudringen, ohne dass jemand eingegriffen, "die Massen strömten nach". Die "dann anrückenden, wenigen und völlig überforderten Sicherheitskräfte hatten keine Möglichkeit, noch zu reagieren", so die Konzertbesucherin. In dieser Situation müssen die Ordnungskräfte dann doch versucht haben, die Situation in den Griff zu bekommen - was, wie beschrieben, Sir Elton John wiederum zu seinem Wutausbruch reizte.

Schade war, dass die Tontechniker so lieblos mit Elton John und seiner Band umgingen. Viele Fans flüchteten zumindest zeitweise vor der Lautstärke aus der Halle, die für den teilweise schlechten Ton nicht verantwortlich gemacht werden kann. Vor allem das Schlagzeug von Johns alten Kampfgefährten Nigel Olson schien häufig überakzentuiert, auch das Klavier klang - vor allem bei einem ansonsten wohl gelungenen Solo - extrem schrill.

„All The Hits“ konnte der Mann am Klavier natürlich nicht bieten, zu viele davon hat er inzwischen komponiert und eingespielt. Dennoch dürften sich die meisten Besucher zufrieden auf den Heimweg vom einzigen Deutschlandkonzert des Künstlers in diesem Jahr gemacht haben. Auch wenn sicher viele Ohren noch lange nachgeklingelt haben.

(dpa/mz/gero)

Popstar Elton John singt am 28. Juni im Rahmen seiner "All the Hits"-Tour in Leipzig (Sachsen).
Popstar Elton John singt am 28. Juni im Rahmen seiner "All the Hits"-Tour in Leipzig (Sachsen).
dpa Lizenz