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Kinostart am 17. Dezember Kinostart am 17. Dezember: «Lila, Lila»

Von Johannes von der Gathen 10.12.2009, 15:08
Der Schauspieler Daniel Brühl, aufgenommen am 13.10.2009 in Berlin. Brühl spielt in Alain Gsponers romantischer Hochstaplerkomödie "Lila, Lila" den unscheinbaren Kellner David Kern, der eine gefundene Geschichte als seine eigene verkauft, um seine angebetete Marie zu beeindrucken. (FOTO: DPA)
Der Schauspieler Daniel Brühl, aufgenommen am 13.10.2009 in Berlin. Brühl spielt in Alain Gsponers romantischer Hochstaplerkomödie "Lila, Lila" den unscheinbaren Kellner David Kern, der eine gefundene Geschichte als seine eigene verkauft, um seine angebetete Marie zu beeindrucken. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Hamburg/dpa. - Für die Gäste, die er im Café bedient, scheint der stetsdienstbare Geist ein nahezu unsichtbarer Statist zu sein. Auch dieLiteraturstudentin Marie (Hannah Herzsprung) interessiert sich nichtdie Bohne für David, bis ein Zufall den Schattenmann ins grelleRampenlicht rückt.

In einer Kommode vom Flohmarkt findet David ein Manuskript aus den50er Jahren, das er Marie, in die er schwer verknallt ist, zu lesengibt. Die ist begeistert, verliebt sich prompt in den vermeintlichenAutor, schickt den Roman mit dem Titel «Sophie, Sophie» zu einemVerlag, und kurze Zeit später hat sich der kleine Kellner in einenneuen Stern am Literaturhimmel verwandelt.

Der Schweizer Regisseur Alain Gsponer («Rose», «Das wahre Leben»)erzählt in seiner gut besetzten Adaption von Martin Suters Bestsellerdie märchenhafte Geschichte eines modernen Felix Krull aus derBerliner Boheme. «Lila, Lila» oszilliert ganz hübsch zwischenromantischer Komödie und Satire auf die Eitelkeiten desLiteraturbetriebs, bleibt aber unterm Strich viel zu brav undbetulich.

Dem netten Buch-Hochstapler gönnt man die Affäre mit der eherschnippischen Marie von Herzen, aber natürlich darf sich derunbedarfte «Jungautor», der bei einer Lesung nicht einmal«Rendezvous» richtig aussprechen kann, nicht lange in seinem Ruhmsonnen. Eines Tages taucht der reichlich zwielichtige Jacky (HenryHübchen) auf und behauptet, er kenne den wahren Autor von «Sophie,Sophie», wolle aber die Wahrheit gerne für sich behalten - wenn dennder Preis stimme. Der durchtriebene Jacky weiß genau, dass man mitDavids jugendlichem Charme und dessen Naivität sehr gut sehr vieleBücher verkaufen kann. Es zählt eben nicht der Inhalt, sondern nurdie Verpackung.

Viel weiter als bis zu diesem schlichten Fazit kommt der Filmleider nicht, und dies ist schade, weil die Schauspieler sich alleMühe geben, der Geschichte vom geliehenen Ruhm Leben einzuhauchen.Daniel Brühl («Good Bye Lenin!») gibt, wie schon so oft, denburschikosen, reichlich naiven Sympathieträger, dem man einfach nichtböse sein kann - auch wenn er sich mit seiner neuen Rolle alsBestsellerautor erstaunlich pragmatisch einrichtet.

Dagegen darf Henry Hübchen nach seinen Auftritten in Dani Levys«Alles auf Zucker!» (2005) und Andreas Dresens «Whisky mit Wodka»(2009) bereits zum dritten Mal den durchtriebenen Schlawiner spielen,der auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten gnadenlos seine eigenenSchäfchen ins Trockenen bringt. Bleibt die coole Newcomerin HannahHerzsprung («Vier Minuten»), die ihren schüchternen Freund sehrüberzeugend und resolut die Karriereleiter hinaufschubst. Manche sindhalt zum Glück verdammt.