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Kinostart: 8. November Kinostart: 8. November: «Von Löwen und Lämmern»

San Francisco/dpa. - Der dienstälteste Liberale Hollywoods,Robert Redford, geht gleich an drei Fronten zur Sache. Als Regisseur, Hauptdarsteller und Produzent des Politdramas «Von Löwen und Lämmern»- sein siebtes und zugleich das politischste Regieprojekt - rechneter ab: mit Machthunger, Kriegslust und Inkompetenz in Washington, mitantriebslosen Studenten, unkritischen Journalisten und derFernsehverdummung. Das wortlastige Drama über Amerikas Krieg, dieMedien und die Jugend zieht an drei Handlungssträngen. Redford selbstspielt einen kalifornischen Soziologie-Professor, der einen smartenaber desillusionierten Studenten (Andrew Garfield) mit einemWort-Duell zum Handeln ...

Von Barbara Munker 01.11.2007, 12:33
Journalistin Janine Roth (l-r, Meryl Streep) und Dr. Stephen Malley (Robert Redford) unterhalten sich mit Senator Jasper Irving (Tom Cruise) in einem Büro (Filmszene). Der Film erzählt die Geschichte von den Studenten Arian und Ernest, die sich fragen wie man aus seinem Leben etwas Bedeutendes machen könnte. Aus den idealistischen Äußerungen ihres Mentors entwickeln sie die Idee, sich freiwillig als Soldaten für den Einsatz in Afghanistan zu melden. (Foto: dpa)
Journalistin Janine Roth (l-r, Meryl Streep) und Dr. Stephen Malley (Robert Redford) unterhalten sich mit Senator Jasper Irving (Tom Cruise) in einem Büro (Filmszene). Der Film erzählt die Geschichte von den Studenten Arian und Ernest, die sich fragen wie man aus seinem Leben etwas Bedeutendes machen könnte. Aus den idealistischen Äußerungen ihres Mentors entwickeln sie die Idee, sich freiwillig als Soldaten für den Einsatz in Afghanistan zu melden. (Foto: dpa) Twentieth Century Fox

Der dienstälteste Liberale Hollywoods,Robert Redford, geht gleich an drei Fronten zur Sache. Als Regisseur, Hauptdarsteller und Produzent des Politdramas «Von Löwen und Lämmern»- sein siebtes und zugleich das politischste Regieprojekt - rechneter ab: mit Machthunger, Kriegslust und Inkompetenz in Washington, mitantriebslosen Studenten, unkritischen Journalisten und derFernsehverdummung. Das wortlastige Drama über Amerikas Krieg, dieMedien und die Jugend zieht an drei Handlungssträngen. Redford selbstspielt einen kalifornischen Soziologie-Professor, der einen smartenaber desillusionierten Studenten (Andrew Garfield) mit einemWort-Duell zum Handeln auffordert.

In Washington liefert er eine liberale TV-Journalistin (MerylStreep) einem charismatischen republikanischen Senator (Tom Cruise)in die Hände. Der will die skeptische und zugleich ehrgeizigeReporterin mit einem Exklusivinterview um den Finger wickeln und sieals Sprachrohr für eine neue militärische Strategie in Afghanistangewinnen. Dort kämpfen zwei junge Studenten, ein Schwarzer (DerekLuke) und ein Latino (Michael Pena) freiwillig gegen die Taliban. Inder Heimat wird mit Worten gefeuert, während die beiden Frontkämpferin einem verschneiten Gebirge unter Beschuss geraten.

«Was für ein Problem hat Redford mit Amerika?», fragte prompt einkonservativer Kolumnist beim Sender FoxNews. «Ich habe nur dasProblem, dass ich Amerika sehr liebe und es nicht ertragen kann, wassie damit anstellen», konterte Redford im dpa-Gespräch in SanFrancisco. Mit «sie» ist die Regierung in Washington gemeint und danimmt Redford kein Blatt vor den Mund. «Cruise (in der Rolle desSenators und engen Bush-Freundes) hat eine sehr enge Sichtweise,genau wie unsere derzeitige Administration, die sehr einspurig undideologisch denkt und keine anderen Denkweisen erlaubt.» Dies habedie amerikanischen Werte in den letzten Jahren ruiniert.

Als Professor in dem Film erhebt Redford den Zeigefinger. «Esscheint, als ob die jungen Leute in den letzten 10, 15 Jahrenteilnahmsloser und zynischer geworden sind, vielleicht mit gutemGrund», klagt der Filmemacher. Unter dieser Regierung halte er es fürsehr gefährlich, wenn der Nachwuchs sich nicht engagiere. SeineLehrerqualitäten stellt Redford mit einem Augenzwinkern in Frage.«Als Lehrer wäre ich wie versteinert», räumt er im Interview ein.«Ich bin selbst schließlich aus der Schule geflogen, hoffe aber, dasdies nicht in irgendwelchen Biografien auftaucht.»

Der heute 71 Jahre alte Star wurde schon 1972 auf der Leinwandpolitisch, als Hauptdarsteller in der Polit-Satire «Bill McKay - DerKandidat», dann mit Dustin Hoffman als «Watergate»-Spürhunde derWashington Post in dem Drama «Die Unbestechlichen» (1976), dieRichard Nixon zu Fall brachten. Als Regisseur der «Quiz Show - DerSkandal» beleuchtete er 1994 einen Fernsehskandal der 50er Jahre.

Redford und Cruise, die «Von Löwen und Lämmern» kürzlich beimFilmfest in Rom vorstellten, konnten bei den italienischen Kritikernwenig punkten. Auch in den USA sind die ersten Kommentare gemischt.Das Fachblatt «Variety» mokiert sich über eine «Star-lastige langeRede, mit vielen Worten aber wenig Neuem», während der «HollywoodReporter» lobt: «Politiker, die Medien, Pädagogen, Militärführer unddas fügsame Volk kommen allesamt unter Beschuss, in einem gutgemachten Film, der keine Antorten gibt, aber viele Fragen aufwirft.»Ob das amerikanische Publikum Redfords Mühe honoriert, ist nochoffen. Der Streifen läuft erst am 9. November in den USA an.

Redford packt schon das nächste politisch-brisante Thema an.«Variety» zufolge wird der Hollywoodstar die Regie des Films«Against All Enemies» übernehmen, der auf den gleichnamigenMemoiren von Richard A. Clarke basiert. Clark, der frühereAnti-Terror-Berater von US-Präsident George W. Bush, wirft darin derUS-Regierung vor, die Bedrohung durch das Terrornetz El-Kaidaignoriert und selbst nach den Angriffen vom 11. September 2001 denIrak zur wichtigeren Zielscheibe gemacht zu haben.