Kinostart 8. März Kinostart 8. März: «Die vierte Macht»

Halle (Saale)/MZ. - Der Berliner Paul Jensen (Moritz Bleibtreu) möchte sein Leben verändern. Zu diesem Zweck unternimmt der Klatschreporter einen gewagten Schritt. Ab sofort übt er seine Tätigkeit in Moskau aus, wo es jede Menge über die neue High Society zu berichten gibt.
Das neue Russland präsentiert sich von seiner schillerndsten Seite. Auch privat bahnt sich für Paul etwas Neues an. Die attraktive Katja (Kasia Smutniak) hat ihm in Rekordgeschwindigkeit den Kopf verdreht. Ihr zuliebe erklärt sich Paul sogar bereit, ein politisches Thema im sonst so harmlosen Blatt aufzugreifen. Das hätte er sich allerdings besser verkniffen, denn von nun an steht der Medienmann auf der schwarzen Liste. Wenig später stirbt Katja bei einem Terroranschlag und Paul wird bezichtigt, einer der Bombenleger gewesen zu sein. Der Wohlstandsbürger landet im wohl härtesten Knast der Welt, in dem ein Menschenleben keinen Pfifferling wert ist…
Was ist nur so langweilig an Deutschland, dass viele Filmemacher das Weite suchen, um eine Geschichte zu erzählen? Warum vermuten die Figuren den Sinn ihres Lebens in der Ferne, warum verlieben sie sich an einem anderen Ende der Welt? Und warum muss der lobenswerte Versuch, das Thriller-Genre in Deutschland ernsthaft voranzutreiben, in Russland angesiedelt werden?
Der weltweite Siegeszug des skandinavischen Thrillers beruht darauf, dass er sachkundig aus dem heimatlichen Nähkästchen plaudert und so eine eigene Identität entwickelt hat. Deshalb kam David Fincher auch nicht umhin, seine Hollywood-Version von „Verblendung“ ebenfalls am Originalschauplatz anzusiedeln. Für einen brisanten Polit-Krimi wie „Die Vierte Macht“ hätte man heute und hierzulande eine Menge Aufhänger und Themen gefunden. Aber genug gemeckert: Chapeau für einen international konkurrenzfähigen, exzellent gespielten Thriller. Regisseur Dennis Gansel ist mit dem Politthriller „Das Phantom“ über den Anschlag der RAF auf Alfred Herrhausen in seine Karriere gestartet, nun schließt sich für den Filmemacher ein Kreis. Sein Drehbuch bettet die fiktive Geschichte in den gut recherchierten russischen Alltag ein, der von Korruption, sozialen Spannungen und übermächtigen Geheimdiensten geprägt wird.
Die Journalisten, die die vierte Macht verkörpern sollten, begeben sich in Gefahr für Leib und Leben, wenn es ihnen an Opportunismus mangelt. Wenn Moritz Bleibtreu als Paul Jensen in die Mühlen des Systems gerät, ist das mehr als nur eine spannende Geschichte.
Die Vierte Macht
Thriller, D 2011,
Regie: Dennis Gansel
fsk: ab 12 jahre
Der Film startet u. a. im UCI Dessau-Roßlau und Günthersdorf.
