Kinostart 3. Februar Kinostart 3. Februar: «Der Uranberg»
Gera/dpa. - Es war der Beginn des Kalten Krieges, der dasErzgebirge und Ostthüringen nach 1945 für die Sowjetunion sointeressant machte. Denn dort lagerte der Stoff, aus dem StalinsAtombomben-Träume waren: Uran. In jener Anfangszeit desdeutsch-sowjetischen Bergbaubetriebes Wismut spielt der Film «DerUranberg», der seit kurzem in kleinen Kinos zu sehen ist. Zwar sei esein guter Film, waren sich die Zuschauer beim Gespräch mit ProduzentHans-Werner Honert und Schauspieler Vinzenz Kiefer in Gera weitgehendeinig. Doch mancher Wismut-Kumpel war enttäuscht: «Ich habe gehofft,dass der Film mehr vom Bergbau und von unserem Leben zeigt», sagteein 85-Jähriger, der bei der Wismut in Johanngeorgenstadt gearbeitethat.
Der Film (Regie Dror Zahavi) erzählt die Geschichte über denKriegsheimkehrer und Jungkommunisten Kurt Meinel (Kiefer), der wiederBergmann wird. Ungeachtet der Warnungen seines Vater, dem Obersteiger(Christian Redl), treiben die Russen den Abbau von Uran voran. Eskommt, wie es kommen muss: Der erfahrene Bergmann behält recht und esbricht eine Katastrophe unter Tage aus. Garniert ist das Ganze mitder Liebesgeschichte zwischen Kurt und der Tochter des sowjetischenMajors, Lydia (Nadja Bobyleva). Der Film wurde im Herbst 2009 inAnnaberg-Buchholz und Tschechien gedreht.
Anschaulich wird die fieberhafte Suche nach Uran gezeigt, bei derkeine Rücksicht auf Mensch und Natur genommen wurde. Das gipfeltdarin, dass der russische Major (Henry Hübchen) bereit ist, sogarseine Tochter zu opfern. Alles ist dem Ziel, die Atombombe zu bauen,untergeordnet: «Die Bombe ist Macht und ohne die Bombe sind wirmachtlos.» Zugleich wird gezeigt, wie die Akteure in den Zwängeneiner Ideologie standen, die keinen Widerspruch duldete. 2,7Millionen Euro hat die Produktion gekostet, die im Dezember auf Artezu sehen war und Ende des Jahres in der ARD ausgestrahlt werden soll.
Doch von einigen früheren Bergleuten kommt Kritik. Hartmut Weißevom Vorstand des Bergbautraditionsvereins Wismut, merkt an, dass derFilm «alle Klischees über die Wismut und den Uranerzbergbauaufgreift, aber eigentlich nichts Falsches sagt». Besonders stört ihndie Rolle Lydias: «Generalstöchter auf dem Schacht - das gab es nichteinmal in einem echten Russenfilm, geschweige denn in der Realitätder Wismut des Jahres 1947.» Beim Filmgespräch in Gera wurde auchbemängelt, dass die Katastrophe zu sehr im Vordergrund stehe.
Aber es ist eben ein packender und emotionaler Spielfilm und keineDokumentation - daher haben die Filmemacher Abstriche gemacht. So seianfangs ein Zweiteiler angedacht gewesen, was aber nicht umgesetztwerden konnte, sagte Honert. Lob kam in Gera vor allem vonZuschauern, die nicht selbst bei der Wismut waren. «Viele junge Leutewaren mit dem Thema noch nie konfrontiert», sagte Honert, der auchdas Drehbuch geschrieben hat. «Mit dem Film wollen wir sie neugierigauf dieses weithin unbekannte Kapitel deutscher Geschichte machen.»
So bekannte etwa der 1979 im hessischen Weilburg geboreneHauptdarsteller Vinzenz Kiefer: «Ich hatte davon zuvor noch nie etwasgehört.» Gerade seiner Generation habe häufig gar keine Vorstellungmehr von den Zwängen der Menschen jener Zeit. «Heute hat man vielmehr Möglichkeiten. Damals wurde man in eine bestimmte Regionhineingeboren, ist da aufgewachsen und hat oftmals gesagt bekommen,was man beruflich machen soll», erläuterte er. «Uns fehlt heute oftdas Verständnis für diese Generation.»
Der Uranberg, Deutschland 2010, 88 Min., FSK ab 12, von Dror Zahavi,mit Vinzenz Kiefer, Nadja Bobyleva, Henry Hübchen