Kinostart 29. November Kinostart 29. November:
Halle (Saale)/MZ. - Wer hätte gedacht, dass der Weihnachtsmann, der Osterhase und sogar die Zahnfee einmal Karriere als Actionhelden in Hollywood machen? In „Die Hüter des Lichts“ aus der Animationsabteilung der „Dreamworks“-Studios führt Regisseur Peter Ramsey die mythischen Figuren der frühen Kindheit zu einem vorweihnachtlichen Familienabenteuerfilm zusammen.
Im Zentrum steht der hierzulande eher unbekannte Jack Frost, der ein wenig an Peter Pan erinnert und auf seinem Stock durch die Lüfte surft, um Straßen, Bäume und die Fenster der Kinderzimmer mit Eisblumen zu überziehen. Aber auch wenn er seine junge Klientel mit nächtlichem Schneezauber glücklich macht, will keines der Kinder wirklich an ihn glauben. Da haben es die Kollegen aus der Weihnachts- und Osterabteilung sehr viel leichter. Trotzdem wird der Frostgeist vom allmächtigen Mann im Mond zum „Hüter“ berufen.
Gemeinsam mit einem „Avengers“-Team aus Weihnachtsmann, Sandmann, Osterhase und Zahnfee soll er nicht nur Schlaf und Seelenheil der Kinder beschützen, sondern auch gegen den Schwarzen Mann antreten, der Furcht und Elend über die Welt bringen will.
Der Finsterling und die durch die Lüfte galoppierenden Albtraumpferde erinnern deutlich an den dunklen Lord Voldemort und seine Totesser aus den Harry-Potter-Filmen. Der Bösewicht ist hier eine tragische Figur, die davon schwärmt, dass sie im Mittelalter die Menschheit noch in Angst und Schrecken versetzen konnte. Aber in der aufgeklärten Neuzeit leidet der Schwarze Mann darunter, dass niemand mehr an ihn glaubt. Mit einem Heer von düsteren Albträumen will er die Kinder nun wieder gründlich das Fürchten lehren.
Für einen vorweihnachtlichen Animationsfilm führt „Die Hüter des Lichts“ erstaunlich viel metaphorischen und psychologischen Ballast mit. Jack Frost leidet nicht nur unter einem Minderwertigkeitskomplex gegenüber den anderen Fabelwesen, sondern führt auch ein handfestes Kindheitstrauma mit im Gepäck. Stück für Stück wird die verdrängte Vorgeschichte des Frostgeistes aufgedeckt und erst, als er sich seiner Herkunft bewusst wird, ist er in der Lage, den Kampf gegen das Böse aufzunehmen.
Was als harmloser Feenzauber beginnt, wächst sich mit den herannahenden Albtraumheeren zu einem handfesten Armageddon aus, in dem um die Wahrhaftigkeit der Kindheit, die Kraft der Imagination und die Macht über die eigenen Träume gefochten wird. Aufgelockert wird der antiapokalyptische Kampf durch wilde 3D-Fahrten, jede Menge Sternenstaub und kindgerechte Humoreinlagen.
Auf visueller Ebene will sich jedoch die wortreich beschworene Kraft der Magie nicht so recht herstellen. Die hyperaktive Animation prahlt zwar mit dreidimensionaler Technik und sorgt für oberflächlich gut funktionierende Unterhaltungseffekte.
Aber an die optische Tiefe, den Detailreichtum und die Farbenpracht, mit denen etwa zuletzt die Pixar-Produktion „Merida“ ihre Fantasiewelt auskleidete, kommt dieses inkohärente Adventsauftragswerk nicht heran.