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Kinostart 29. April Kinostart 29. April: «LowLights» - Ein Roadmovie kommt langsam in Fahrt

Von Christian Fahrenbach 22.04.2010, 09:08
Linas (oben, Jonas Antanelis), Tadas (unten, Dainius Gavenonis) und Laura (r, Julia-Maria Köhler) in einer Szene aus dem Kinofilm "LowLights" (FOTO: DPA)
Linas (oben, Jonas Antanelis), Tadas (unten, Dainius Gavenonis) und Laura (r, Julia-Maria Köhler) in einer Szene aus dem Kinofilm "LowLights" (FOTO: DPA) dpa-Film

Hamburg/dpa. - Tadas schaut beimFrühstück abwesend Fernsehen, seine Freundin Laura fährt sie beidezum gemeinsamen Arbeitsplatz, wo sie ohne einen Abschiedsgruß ineinem Büroflur verschwindet.

Da ist es eine willkommene Abwechselung, dass Tadas, während einerMittagspause im Park Linas, einen alten Schulfreund, wiedertrifft.Der hat beim Versuch, in die USA auswandern zwar spüren müssen, dassdort keiner auf einen litauischen Architekten wartet - seine Energiereicht aber allemal, um Tadas' Leben gründlich zu hinterfragen undfür einigen Trubel zu sorgen. Einer Renovierung steht plötzlichnichts mehr im Wege, sowohl der Wohnung als auch der Partnerschaft.

«LowLights - Eine Nacht, ein Ritual» heißt dieser gefühlvolle Filmaus Litauen, der nach Angaben des deutschen Verleihs ein absoluterRiesenerfolg im Baltikum war. Das mag auch daran liegen, dassRegisseur Ignas Miskinis die Mischung aus Dreiecksgeschichte undRoadmovie immer wieder mit spannenden Bildern in Szene setzt.

Im Zentrum steht stets der Wunsch nach Aufbruch - und diegleichzeitige Unfähigkeit, den entscheidenden Schritt zu wagen: Linas(Jonas Antanelis), Tadas (Dainius Gavenonis) und die geheimnisvolleLaura (Julia Maria Köhler) besuchen einen Flughafen, besitzen aberkeine Tickets, sie tanken auf ihren nächtlichen Touren maximal zweiLiter und ihre aufkeimenden Freund- und Liebschaften bremsen sieimmer wieder selbst durch brennenden Neid.

Auch der graue Beton von Vilnius und die grell beleuchtetenTankstellen der litauischen Hauptstadt werden eindrucksvoll in Szenegesetzt. Die Fragen, denen sich der Film stellt, sind aber ohnehinortsungebunden. Wie kann eine eingeschlafene Beziehung wiederbelebtwerden? Wie viel Ehrlichkeit verträgt eine Freundschaft? Undüberhaupt, wie soll es funktionieren, ein erfüllendes Leben?

«Lass Dich einfach treiben. Keine Pläne. Keine Erwartungen. Dasist der Witz bei der Sache» sagt Linas zu Beginn der nächtlichenSpritztour. Wem ein solches Lebensgefühl, dieses Ungefähre, Ziellosenicht ganz fremd ist, der dürfte in «LowLights» einige neueGedankenanstöße bekommen. Trotzdem: In all seiner unterkühlt-meditativen Inszenierung schrammt der Film in schlechteren Momentennur knapp daran vorbei, dass seine Figuren dem Zuschauer egal werden.

In seinen 92 Minuten wird «LowLights» damit zu einem Film, der dieHerzen vielleicht nicht im Sturm erobert, dessen stille Poesie dieZuschauer aber nach Verlassen des Kinosaals noch ein wenig begleitet.