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Kinostart: 24. Juli Kinostart: 24. Juli: «Der Mond und andere Liebhaber»

Von Wolf von Dewitz 17.07.2008, 11:58
«Der Mond und andere Liebhaber». (Foto: dpa)
«Der Mond und andere Liebhaber». (Foto: dpa) Neue Visionen Filmverleih

Berlin/dpa. - Dann geht ihr Imbiss pleite. Immerwieder klopft Gevatter Tod an ihre Tür. Dennoch mangelt es Hanna,gespielt von der ewigen Leinwand-Kämpferin Katharina Thalbach, nie anZuversicht. Auch jenseits ihrer besten Jahre glaubt die Heldin nochan die große Liebe. Als die in Gestalt von Birol Ünel («Gegen dieWand») tatsächlich auftaucht, scheint Hannas große Stunde gekommen.

Die Filmemacher um Regisseur Bernd Böhlich nennen das Werk einKinomärchen. Tatsächlich wirken die 100 Filmminuten aber eher wieeine düstere Ballade. Ziemlich makaber färbt sich der Weg derProtagonistin auf der Suche nach Liebe und Glück blutrot. DieLeinwandfiguren sterben, wünschen sich in ihrer Verzweiflung den Tododer verstümmeln sich selbst. In Nebenrollen treten Fritzi Haberlandtund Andreas Schmidt auf.

Am Anfang wird die abgewirtschaftete Parfümfabrik von einemSprengkommando dem Erdboden gleichgemacht. Von den Trümmern wird dieKulisse im ostdeutschen Nirgendwo nie ganz befreit. Während dieNebenfiguren gescheiterte oder unmoralische Existenzen sind, gehtHanna unbeirrt ihre lebensgierigen Wege.

Wie schon in dem Film «Du bist nicht allein» (2007) lässtRegisseur Böhlich seine einsamen Protagonisten sehnsuchtsvoll genMond blicken. Diese nicht unbedingt dezente Bildsprache verschärftKameramann Florian Foest im neuen Werk. Im Plattenbaumief plätschertein bunter Zimmerspringbrunnen und am verregneten Urlaubsort trinktHanna trotzig einen türkisfarbenen Cocktail. Im Hochzeitskleid stehtsie später im Mondschein vor einer heruntergekommenen Imbissbude. Dassind zwar einprägsame Bilder. Doch scheinen sie in ihrer gestelltenKünstlichkeit eher einer zeitgenössischen Fotogalerie entnommen alsdem Leben einer Arbeiterin.

Böhlich macht den Spagat zwischen märchenhafter Parabel - derSuche nach der großen Liebe - und einem aktuellen Sozialdrama. DerleiGegensätze zu vereinen, erweist sich aber schlicht als unmöglich.Eine Prise Kritik am Kapitalismus samt seiner prekärenLebensverhältnisse macht kaum betroffen. Zudem werden Themen wieHomosexualität oder Multikulti-Gesellschaft im Schnelldurchgangabgespult.

Zumindest Freunde des Ost-Rocks kommen auf ihre Kosten. Denn dieFilmmusik ist von der Band Silly, die in einer Szene auch auftritt.Mit dem Gitarristen Uwe Hassbecker darf Thalbach ein bisschenkuscheln. Aber nur kurz. Dann nimmt das Geschehen mit hartem Brucherneut eine überraschende Wendung.