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Kinostart: 24. Februar Kinostart: 24. Februar: «Sophie Scholl - Die letzten Tage»

Von Jürgen Balthasar 18.02.2005, 13:58
Sophie Scholl (gespielt von Julia Jentsch) wird nach ihrer Flugblatt-Aktion in der Münchener Universität festgenommen und eingesperrt. (Foto: dpa)
Sophie Scholl (gespielt von Julia Jentsch) wird nach ihrer Flugblatt-Aktion in der Münchener Universität festgenommen und eingesperrt. (Foto: dpa) X-Verleih

München/Berlin/dpa. - Der Medizinstudent Hans Scholl und seine Schwester Sophie, dieBiologie und Philosophie studierte, waren erst 25 beziehungsweise 22Jahre alt, als sie von den Nazis hingerichtet wurden. Sie starben am22. Februar 1943 im Gefängnis München-Stadelheim auf dem Schafott -zusammen mit ihrem Kommilitonen Christoph Probst (24). Die drei warenführende Mitglieder der studentischen Widerstandsgruppe «Weiße Rose»in München und hatten in Flugblättern zum Widerstand gegen dasNazi-Regime aufgerufen. Das sechste - und letzte - Flugblatt hattendie Geschwister Scholl am 18. Februar 1943 in der MünchnerLudwig-Maximilians-Universität ausgelegt. Doch der Hausmeister sahsie, verschloss die Eingänge und holte die Gestapo.

Vier Tage später wurden die Geschwister Scholl und ihr FreundProbst in einem Schnellverfahren zum Tode verurteilt und noch amgleichen Tage hingerichtet - «wegen landesverräterischerFeindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat, Wehrkraftzersetzung»,wie es im Urteil hieß. Der Präsident des berüchtigtenVolksgerichtshofs, Roland Freisler, war eigens von Berlin nachMünchen geeilt, um den drei Verhafteten kurzen Prozess zu machen. DasVerfahren hatte nicht das Geringste mit einem rechtsstaatlichenProzess zu tun, die Hinrichtungen waren Morde der Nazis anpolitischen Gegnern.

Der Film zeigt das letzte konspirative Treffen der Gruppe vor demsechsten Flugblatt, die Debatten der Studenten und dann dieVerhaftungen am 18. Februar 1943. In fast atemberaubender Form stelltder Film dann die beklemmenden Verhöre dar, denen Sophie Scholl -beeindruckend von Julia Jentsch dargestellt - stundenlang ausgesetztist. Psychologisch raffiniert wird die Studentin von dem Gestapo-MannRobert Mohr (Alexander Held) vernommen. Sophie Scholl kämpft zunächstum die eigene Freiheit und die ihres Bruders Hans (Fabian Hinrichs),versucht dann aber mit ihrem Geständnis andere Mitglieder der «WeißenRose» zu schützen. Auch als Gestapo-Mann Mohr ihr eine goldene Brückebauen will und sie vielleicht das eigene Leben retten könnte, schwörtSophie Scholl ihren - stark christlich geprägten - Überzeugungennicht ab.

In emotional dichter Form zeigt der Film dann die letzte Begegnungvon Sophie Scholl mit den Eltern, ihr letztes Abendmahl, ihre letztegemeinsame Zigarette mit den beiden anderen Verurteilten. «Der Filmist emotional auf Kante genäht», sagte Breinersdorfer der dpa. «Einpaar falsche Töne, und so etwas kann schnell schief gehen.» Ihn habedie Geschichte der jungen Frau interessiert, «die durch den Druck derVerhöre wächst und wächst, bis sie einem Freisler die Stirn bietenkann». Die erste Idee zu dem Film habe Rothemund gehabt. Für dasProjekt habe man auch die Verhörprotokolle auswerten können, dielange Zeit - für westliche Historiker nicht zugänglich - inDDR-Archiven lagen.

Der Film wurde - mit Unterstützung vom Bayerischen Rundfunk, vomSüdwestrundfunk und von Arte - von den Produktionsfirmen GoldkindFilm (Christoph Müller und Sven Burgemeister) und Broth Film (MarcRothemund und Fred Breinersdorfer) hergestellt. Rothemund,Breinersdorfer und Burgemeister hatten unter anderem 2002 mit demTV-Film «Die Hoffnung stirbt zuletzt» für Aufsehen gesorgt, der mitdem Grimme-Preis in Gold und der Goldenen Kamera ausgezeichnet wurde.

Der Scholl-Film sei für ihn wichtig, «weil mich die Zivilcouragevon Sophie Scholl ungeheuer beeindruckt hat und weil ich denke, dassdiese Zivilcourage für uns heute Vorbild sein kann», sagt der 36Jahre alte Rothemund. «Und es gibt auch einen persönlichen Grund:Ich wollte die Zeit ergründen, in der Millionen Menschen, darunterauch meine Großeltern, einfach den Arm gehoben und weggeguckt haben,das Grauen nicht sehen wollten. Auch heute gibt es Gewalt, etwa gegenAusländer. Dagegen müssen wir etwas unternehmen.»