Kinostart: 23. Dezember Kinostart: 23. Dezember: «Alexander»

Historische Geschichten boomen zurzeit im Kino.Nach «Last Samurai» mit Tom Cruise, «King Arthur» mit Clive Owen und«Troja» mit Brad Pitt hat sich nun US-Regisseur Oliver Stone an denwohl größten Feldherrn aller Zeiten herangewagt. Mit dem jungen IrenColin Farrell in der Hauptrolle und einem Budget von geschätzten 150Millionen Dollar verfilmte er das Leben von Alexander dem Großen.Schon vor dem offiziellen Kinostart sorgte «Alexander» für Aufregung.
Griechische Anwälte wollten den Film stoppen, der ihrenNationalhelden als bisexuell zeigt - ohne dass es allerdings eineeinzige Sex-Szene gibt. In den USA floppte «Alexander». Bereits eineWoche nach dem Kinostart flog der fast dreistündige Streifen wiedervon der Liste der Top-Ten-Filme. «Langweilig» urteilten die Kritiker,das Drehbuch sei «kindisch», die schauspielerischen Leistungen teils«schockierend daneben».
Dabei ist der 58-jährige Stone eigentlich Spezialist fürkomplizierte Biografien. Neben Anti-Kriegsfilmen wie «Platoon» und«Geboren am 4. Juli» verfilmte er die Lebensgeschichten von Doors-Sänger Jim Morrisson und Porno-Verleger Larry Flint. Die Rollefrüherer US-Präsidenten hinterfragte er in «JFK» und «Nixon». Beiseiner üppig ausgestatteten «Alexander»-Verfilmung bleibt Stone beimVersuch, das Gefühlsleben des Kriegshelden zu ergründen, aber imPathos stecken.
«Ich interessiere mich für den Menschen hinter dem Kriegshelden»,sagt Stone, «es gibt in meinem Film nur zwei Schlachten». Viel Raumnimmt die schwierige Kindheit von Alexander dem Großen (356-323v.Chr.) in Makedonien ein. Seine Mutter Olympias (gespielt von einerständig von Schlangen umgebenen Angelina Jolie) liefert sich einenerbitterten Ehekrieg mit dem trunksüchtigen Philipp (Val Kilmer alsrumpelnder Haudegen).
Nach dem gewaltsamen Tod des Vaters begibt sich Alexander aufeinen nie enden wollenden Feldzug und erobert ein Reich nach demanderen. Mit einer zahlenmäßig unterlegenen Armee besiegt er diemächtigen Perser und gelangt schließlich bis nach Indien und zumHindukusch. Nie verliert er eine Schlacht. Durch Wüsten, Gebirge undDschungel zieht er mit seinen Männern, die am Ende nach dem «Warum»fragen und meutern.
Bei seinem Tod dehnte sich Alexanders Herrschaftsgebiet auf über3,2 Millionen Quadratkilometern aus. Die wenigen Schlachtszenen sindbeeindruckend. Im indischen Dschungel kämpft Alexander zu Pferdegegen einen Elefanten-Krieger. Der Held wird verletzt, und plötzlichist die ganze Szenerie in blutrote Farbe getaucht. SolcheRegieeinfälle wirken in der sonst konventionell erzählten Geschichteallerdings wie ein Bruch im Erzählfluss.
Alexander stets treu zur Seite steht sein Heeresführer Hephaistion(Jared Leto als stark geschminkter Krieger). Er ist für den Feldherrnmehr als nur ein loyaler Freund. «Alexander empfand ein sehr tiefesVertrauen und eine sehr tiefe Liebe für Hephaistion», sagt Stone.«Das gehört zu den schönsten Dingen im Film, es ist bahnbrechend, soetwas in einem historischen Epos zu sehen.»
Als «furchtlos und ein bisschen wahnsinnig» beschreibt Stoneseinen Helden. Der künstlich erblondete Farrell spielt Alexander inden privaten Szenen oft überzeugend. Der von Stone beschriebeneWahnsinn, das Charisma des großen Herrschers, vermittelt sich demZuschauer aber nicht.