Kinostart: 22. Mai Kinostart: 22. Mai: «Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels»

Hamburg/dpa. - Der Film ist kein bahnbrechendesMeisterwerk, insgesamt aber spannend und lustig genug, um dieErwartungen der gereiften «Indy»-Kenner zu erfüllen und auch derenKinder im Kino bestens zu unterhalten.
«Indiana Jones 4» scheint wie gemacht für die weitere Verwertungin Vergnügungsparks. Er führt in finstere Höhlen und Schatzkammernvoller Spinnweben, es gibt jede Menge schöner Prügelszenen undhalsbrecherische Verfolgungsjagden mit Motorrädern und Jeeps.Killerameisen, Treibsand und bedrohliche Wasserfälle gilt es zuüberwinden. All das hat Spielberg, der «König von Hollywood», soinszeniert, als wäre seit dem «Letzten Kreuzzug» seines Helden 1989kaum Zeit und Filmgeschichte vergangen.
Natürlich gibt es auch Spezialeffekte und reichlich digitalerzeugte Szenen, aber Spielberg und sein Freund und Autor GeorgeLucas stellen ihr technisches Können ganz in den Dienst der Story.«Das ist handfeste Magie, keine digitale Magie», sagte Spielberg inCannes, wo das mehr als zwei Stunden lange Abenteuer am Sonntaguraufgeführt wurde. In einem leeren Studio für Computereffekte gebees für ihn und die Schauspieler keine Inspiration.
In seiner etwas altmodischen Machart verbreitet «Indiana Jones»leise Nostalgie und unterscheidet sich stark von den innovativenAction-Erfolgen der letzten Jahre. Er bewundere die «Bourne»-Thrillermit Matt Damon und «Casino Royale» sei für ihn einer der bestenJames-Bond-Filme überhaupt, erklärt Spielberg. Aber er wolle sichbewusst von deren Stil der extrem schnellen Montage absetzen, damitdas Publikum «überhaupt wahrnehmen kann, was die Bilder zeigen».
Dazu passt der Körpereinsatz von Harrison Ford, der allenZweiflern beweist, dass er mit 65 Jahren noch perfekt in diestaubigen Indiana-Jones-Kleider passt. «So ist die alte Schule»,meint Ford: «Echte Action, echte Anstrengung, echte Gefühle.»
Doch die Zeit geht auch an «Indy» nicht vorbei. Die Handlungspielt nicht mehr wie in den ersten drei Teilen in den 30er Jahrenmit Nazis als Feinden, sondern sondern 1957 im Kalten Krieg.Petticoats und Heckflossenautos dominieren das Straßenbild in denUSA. In der Wüste von Nevada wird eine Atombombe getestet. Und dieBösen sprechen nicht mehr Deutsch, sondern Russisch. Cate Blanchettals eisige russische Agentin ist zwar unterfordert, gibt aber inschwarzen Stiefeln und mit schwarzem Pagenkopf eine richtig fieseSchurkin ab.
Weil sich in den USA zur Zeit der Kommunistenhatz auch derumtriebige Archäologe Jones verdächtig gemacht hat, verliert erseinen Hochschuljob. Also auf in ein neues Abenteuer nach Peru. Derlegendäre Kristallschädel von Akator ist der Schatz, den es zu findenund an seinen Ursprungsort zurückzubringen gilt. Das Objekt verfügtüber besondere Kräfte. Wer beim ersten Blick auf den langgezogenenSchädel mit den großen Augenhöhlen an Außerirdische denkt, wird zumSchluss bestätigt. Da mixt das Drehbuch eine kräftige Portion «StarWars» ins Finale.
Ganz nebenbei findet Mr. Jones auch eine richtige Familie: Einenrebellischen Sohn, von dessen Existenz er nichts gewusst hat, unddessen Mutter (Karen Allen), die nach dem ersten Teil «Jäger desverlorenen Schatzes» in die Handlung zurückkehrt. Schade nur, dassder amerikanische Jungstar Shia LaBeouf als «Indys» Erbe so blassbleibt. Der Hut seines Vaters wäre ihm für einen fünften Teil - fallses denn einen geben sollte - noch viel zu groß.