Kinostart: 18. November Kinostart: 18. November: «Sky Captain and the World of Tomorrow»

Hamburg/dpa. - Es ist schon vieles einzigartig an dem Film, derunter dem recht sperrigen Originaltitel «Sky Captain and the World ofTomorrow» in die deutschen Kinos kommt. Ein spektakuläres Abenteuer,das in den 30er Jahren spielt und so aussieht, als wäre es auchdamals gedreht worden. Eine Millionen-Produktion, in der Stars wieJude Law, Gwyneth Paltrow oder Angelina Jolie die ganze Zeit nur voreiner blauen Wand spielten und später in digitale Welten eingepflanztwurden. Das Werk eines Outsiders, der Hollywood mit seinen Visionenund einer Mischung aus Indiana Jones und Fritz Langs «Metropolis» imSturm eroberte.
Im Jahr 1939 ist die Welt in Aufruhr. Einer nach dem anderenverschwinden berühmte Wissenschaftler - und gigantische Stahlrobotertauchen überall auf der Welt auf. Sie stehlen Rohstoffe und Maschinenund verschwinden in unbekannter Richtung. Die knallharte New YorkerZeitungsreporterin Polly Perkins (Paltrow) trifft sich mit einem derForscher, der ihr anvertraut, dass ein geheimnisvoller DeutscherNamens Dr. Totenkopf hinter den Attacken steht. Just zu diesemZeitpunkt überfallen die Roboter New York und werden erst vomSuperpiloten Sky Captain (Law) in die Flucht geschlagen. Der Fliegerund die Reporterin, Ex-Liebhaber, die sich ständig wie alte Eheleutezoffen, tun sich zusammen und ihre Jagd nach Dr. Totenkopf in derLuft, auf dem Land und unter Wasser führt sie rund um die Welt, indie Berge von Tibet und auf die Paradiesinsel Shangri-La.
Die Geschichte ist aber zweitrangig an dem Film. Die Hauptrollespielt der Stil. Die fantastischen Bilder mit ihren ausgewaschenenFarben und dem Spiel von Licht und Schatten sind den Filmklassikernder 30er und 40er Jahre nachempfunden, Law und Paltrow wirken inihren von Stella McCartney entworfenen Garderoben wie Kinohelden auseiner vergangenen Zeit und die vor Stahl strotzenden Maschinenverkörpern einstige Zukunftsvisionen. «World of Tomorrow» - die Weltvon Morgen - war das Motto der New Yorker Weltausstellung von 1939.
Der Film wurde tatsächlich in weniger als vier Wochen komplett ineinem Londoner Studio mit blauen Wänden gedreht. Die Schauspielerbekamen vom Regisseur erzählt, was gerade in einer Szene passiert undmussten entsprechend reagieren. Paltrow gab später zu, dass sie sichziemlich dumm vorkam, wenn sie schreiend vor einem imaginären Roboterflüchten sollte - und das ist ihren Szenen manchmal auch anzusehen.Law dagegen war begeistert: «Es war wie in der Kindheit, als man sichvorstellte, das Sofa sei ein Schiff und der Fernseher ein Alien.»Altmodische Abenteuerträume sind der Stoff, aus dem Film besteht.
Das Abenteuer begann vor zehn Jahren als ein junger Mann NamensKerry Conran aus Frust über die permanente Ablehnung seiner Ideen inHollywood beschloss, ganz alleine seinen eigenen Film zu machen - aufeinem einfachen Apple-Laptop. «Der Computer war damals so langsam,dass es manchmal 20 Minuten dauerte, bis sich ein einziges Bildaufgebaut hatte», erinnert sich der heute 38-jährige Conran. Nachvier Jahren Arbeit waren gerade einmal sechs Minuten fertig.
Aus diesen sechs Minuten sollte jedoch eine große Hollywood-Produktion erwachsen. Nachdem Produzent Jon Avnet die Bilder sah, indenen ein Hindenburg-Zeppelin in einem Schneesturm am New YorkerEmpire State Building andockt und gigantische Stahlroboter durch dieHäuserschluchten Manhattans marschieren, war er sofort hingerissen.Auch die sonst wählerischen Hollywood-Stars Law, Paltrow und Joliesagten unter dem Eindruck dieser sechs Minuten sofort zu, ohneüberhaupt das Drehbuch zu kennen. Der Anfang des Films entsprichtweitgehend diesem ersten Entwurf.
Der Film hat eine fesselnde Bildsprache, irgendwann wird es einemaber schließlich doch zu viel dieser perfekten Flut von Stil undkünstlichen Retro-Bildern, gespieltem Heldentum, immer neuenbombastischen Kulissen und endlosen historischen Filmzitaten. Auchdas kurze Auftauchen einer digital belebten Kopie des jungen LaurenceOlivier als Dr. Totenkopf geht eher unter. Man will endlich etwasechtes sehen, echte Gefühle, ja wenigstens ein echtes Auto - aber derFilm hält sich unerbittlich an sein synthetisches Konzept. Es bleibtbeim Triumph des Laptops.
Das mag auch einer der Gründe dafür sein, dass der Film in Amerikatrotz vieler begeisterter Kritiken gerade mal die Hälfte seinerProduktionskosten von 70 Millionen Dollar einspielte. Conran hatdieser relative Misserfolg jedoch nicht geschadet. Als nächstesMammutprojekt verfilmt er das Fantasy-Epos «Die Prinzessin vom Mars»des «Tarzan»-Erfinders Edgar Rice Burroughs.