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Kinostart: 18. Januar Kinostart: 18. Januar: «Flags of Our Fathers»

Von Ulf Mauder 11.01.2007, 08:29
John (Ryan Phillippe), Ira (Adam Beach) und Rene (Jesse Bradford, v.l.) stehen in dem neuen Kinofilm «Flags of Our Fathers» vor einer Reihe amerikanischer Flaggen. (Foto: dpa)
John (Ryan Phillippe), Ira (Adam Beach) und Rene (Jesse Bradford, v.l.) stehen in dem neuen Kinofilm «Flags of Our Fathers» vor einer Reihe amerikanischer Flaggen. (Foto: dpa) Warner Bros.

Stuttgart/dpa. - Einigeüberschlugen sich mit Lob für den 76-Jährigen, der hier alssozialkritischer Regisseur und neben Steven Spielberg als Produzentund zugleich als Filmkomponist auftritt. «The Hollywood Reporter»spricht von einem «brillanten» Werk. Doch ist diese Story um sechsFahnenhisser im Zweiten Weltkrieg vor allem eines: Krieg alsUnterhaltungskino, das an Brutalität Spielbergs «Der Soldat JamesRyan» (1998) in nichts nachsteht (ab 12 Jahre).

Eastwoods Sequenzen vom Sturm auf die japanische GarnisonsinselIwo Jima im Februar 1945 - der blutigsten Schlacht im Südpazifik mittausenden Toten - erinnern stark an Spielbergs Szenen von der Landungder Alliierten in der Normandie. Auch Eastwood zeigt abgetrennteKöpfe, qualvolles Sterben und das ganze gnadenlose Kampfgeschehen.Ausgewaschen sind die Farben - fast schwarz-weiß, so dass dasOzeanwasser manchmal fast wie ein Meer aus Blut aussieht. Die Kamerageht mal dicht an den Soldaten im Kugelhagel in Deckung, mal schautsie dem Geschehen aus der Vogelperspektive zu.

Diese Szenen sind eingewebt in eine Filmstruktur aus dreiZeitebenen, die zwar etwas Gewöhnung benötigt, die der zweifacheOscar-Preisträger («Erbarmungslos» (1992) und «Million Dollar Baby»(2004)) aber souverän durchhält - auch dank des diszipliniertenSchnitts von Joel Cox. Zentrales Thema ist ein Agenturfoto des 2006gestorbenen Joe Rosenthal, das zeigt, wie sechs US-Soldaten auf demBerg der Insel die US-Flagge hissen. Ob das Foto echt oder inszeniertist, beschäftigte damals einige Medien - der Film geht darauf ein.Doch vor allem brannte sich das Motiv ins Gedächtnis der Amerikanerals Siegessymbol ein, das Mütter hoffen ließ - es wurde aufBriefmarken, Postern und in Zeitungen veröffentlicht.

«Wenn du ein Bild kriegst, ein richtiges, dann kannst du einenKrieg gewinnen», sagt ein Veteran in dem Film. Das Bild soll helfen,die Finanzierung des Krieges wieder in Gang zu bringen. Politikerholen die drei überlebenden Fahnenhisser vom Schlachtfeld. Es beginnteine groteske Spendentournee durch die Vereinigten Staaten. Kriegwird zum Showgeschäft, in dem es nicht um Wahrheiten, sondern umMythen geht. Sie alle spielen ihre Heldenrolle: Der Sanitäter JohnBradley (Ryan Philippe) - dessen Sohn das Buch als Vorlage für denFilm lieferte -, der scheue Indianer Ira Hayes und der eitleKriegskurier Rene Gagnon (Jesse Bradford), der nie kämpfen musste undsich von dem Rummel eine glanzvolle Zukunft verspricht.

Vor allem Hayes zerbricht an den grauenvollen Erinnerungen an dasSchlachtfeld - Adam Beach («Smoke Signals») spielt den wegen seinerHerkunft immer wieder rassistisch angefeindeten und gar nichttrinkfesten Indianer mit einem Niveau, das dem Film gut bekommt. Ander Seite von Beach gibt auch ein schön zurückhaltender Philippe(«Eiskalte Engel») als Erzähler den gut zwei Stunden inneren Halt.

In Eastwoods Geschichte bricht der alte Bradley am Anfang zusammenund berichtet schließlich, was er - wie viele seiner Kriegskameraden- für unaussprechlich hielt. So erzählt Eastwood auch vom Wunschvieler Kinder, die Geschichte ihrer Väter zu erfahren, und appelliertan die Alten zu reden. «In meinen Filmen geht es nicht um Sieg oderNiederlage, es geht um das, was der Krieg in den Menschen anrichtet,es geht um jene, die zu früh sterben», sagt Eastwood. Dabei kratztder stets von Gewalt faszinierte Hollywood-Veteran viel von derdicken Oberflächlichkeit anderer Kriegsfilme weg, ohne auf denhistorischen Grund zu gelangen. In seinem nächsten Film betrachtetEastwood die Invasion aus japanischer Sicht - «Letters from Iwo Jima»(Briefe aus Iwo Jima) soll in diesem Jahr in die US-Kinos kommen.