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Kinostart: 17. August Kinostart: 17. August: «Superman Returns»

10.08.2006, 09:32
Superman (Brandon Routh) steht im neuen Kinofilm «Superman Returns» auf einer Treppe. (Foto: dpa)
Superman (Brandon Routh) steht im neuen Kinofilm «Superman Returns» auf einer Treppe. (Foto: dpa) Warner Bros

Hamburg/dpa. - Über Jahre hinweg waren Regisseure wie Tim Burton, WolfgangPetersen und Brett Ratner mit dem Projekt befasst, allein dieEntwicklungsphase verschlang 40 Millionen US-Dollar (knapp 31,2Millionen Euro). Schließlich hat Regisseur Bryan Singer («X-Men»,«Die üblichen Verdächtigen») mit einem Budget von mehr als 220Millionen Dollar (171,4 Millionen Euro) die lang erwartete Rückkehrdes uramerikanischen Helden in Szene gesetzt. Sein Fantasy- Epos istwesentlich düsterer, nachdenklicher und melancholischer ausgefallenals die Vorgänger. «Superman Returns» fehlt so über weite Streckendie spielerische Leichtigkeit, der Charme und auch eine gewisseSelbstironie - Eigenschaften, die einer Comicverfilmung immer gut zuGesicht stehen.

Der «Mann aus Stahl» (Newcomer Brendan Routh), dessen HeimatplanetKrypton zerstört wurde, kehrt nach fünf Jahren Abwesenheit auf dieErde zurück und landet bei seiner Adoptivmutter Martha Kent (EvaMarie Saint) im Mittleren Westen. Einmal noch schläft er in seinemalten Zimmer, der Sternenhimmel an der Decke funkelt. Ein magischerMoment, ganz zu Beginn. Der kosmische Obdachlose findet Unterschlupfim einsamen Farmhaus in Kansas. Aber schon der Trümmerberg bei seinerNotlandung weist eine gewisse Ähnlichkeit mit den skelettiertenÜberresten des World Trade Centers nach dem 11. September 2001 auf.Auch Superhelden haben ihre Unschuld längst verloren. Das ungestümeSpringen durch die Maisfelder ist nur noch eine ferne Erinnerung.

Als Reporter Clark Kent kehrt er in das im erlesenen Art-déco-Lookstrahlende Metropolis zurück, nimmt seinen alten Job beim «DailyPlanet» wieder auf und muss feststellen, dass seine große Liebe LoisLane (Kate Bosworth) mittlerweile mit dem Journalisten Richard White(James Marsden) liiert ist und einen Sohn hat. Aber Brendan Routhgibt den linkischen Außenseiter Clark viel zu brav und bieder, ihmfehlt Schlagfertigkeit, Humor und alles Draufgängerische. ZwischenRouth und Bosworth funkt es einfach nicht, die Love-Story kommt niewirklich in Gang, bleibt immer nur problembeladene Erinnerung.

Zum Glück kommt bald der Erz-Schurke Lex Luthor ins Spiel. KevinSpacey spielt den diabolischen Glatzkopf mit viel Spaß an derKarikatur. Dieser opernliebende Megaverbrecher mit Hang zurWeltherrschaft ist auf seiner grotesk großen Yacht, umgeben vonKnallchargen und seiner schrägen Kumpanin Kitty Kowalski (ParkerPosey) inklusive Schoßhündchen. Halunken sind halt im Zweifelsfallimmer interessanter als die Guten.

Da kann einem der Superheld schon ein wenig leid tun. Er übernimmtden Part des global agierenden Schutzengels, der alle Hände voll zutun hat. Flugzeugabsturz, Verkehrsunfall oder die Rettung vonMetropolis vor dem Untergang - der Freund und Helfer im blauenStrampelanzug muss in spektakulären Actionszenen immer wieder ran.Und nachts hört er mit seinen Superohren das Flehen der gesamtenMenschheit.

Aber richtig patriotisch darf er nicht mehr sein. Er fühlt sichnicht mehr der «Wahrheit, Gerechtigkeit und amerikanischen Lebensart»verpflichtet, sondern spricht nur von «Wahrheit, Gerechtigkeit unddem ganzen Kram». Die Drehbuchautoren Michael Dougherty und DanHarris bestätigten, dass dies eine bewusste Entscheidung gewesen sei.«Wir haben von Anfang an gezögert, den Begriff "amerikanischeLebensart" zu verwenden, denn seine Bedeutung ist heute etwasunklar.» Die Zeiten haben sind geändert, auch für Superhelden.

Nach über zwei Stunden driftet die Figur in metaphysische Höhenab, fungiert als eine Art globaler Schutzengel. «Ich bin immer da»,sagt er einmal zu Lois. Und wir ahnen längst, dass deren Sohn einKind von Superman ist. Aber er bleibt Außenseiter bis zuletzt, als erunerkannt am Bett seines schlafenden Sohnes steht. Die religiösenImplikationen sind überdeutlich. Im pathetischen Finale dieserüberambitionierten Comic-Verfilmung schwebt der Superheldchristusgleich mit ausgestreckten Armen in den Himmel, dazu donnernOrchesterklänge.

Lex Luthor (Kevin Spacey, M) hält im neuen Kinofilm «Superman Returns» einen Kristall in seiner Hand (undatiertes Szenenfoto). Er will den Mann aus Stahl in den Untergang treiben, doch der hat zusätzlich noch Liebeskummer: Seine große Liebe Lois Lane hat ihn verlassen... (Foto: dpa)
Lex Luthor (Kevin Spacey, M) hält im neuen Kinofilm «Superman Returns» einen Kristall in seiner Hand (undatiertes Szenenfoto). Er will den Mann aus Stahl in den Untergang treiben, doch der hat zusätzlich noch Liebeskummer: Seine große Liebe Lois Lane hat ihn verlassen... (Foto: dpa)
Warner Bros