Kinostart: 13. November Kinostart: 13. November: «L'auberge espagnole - Barcelona für ein Jahr»

Berlin/ddp. - Audrey Tautou («Die fabelhafte Welt der Amélie») ist der einzige Name, der die Besetzungsliste von «L'auberge espagnole - Barcelona für ein Jahr» spannend erscheinen lässt - aus deutscher Sicht vielleicht noch Barnaby Metschurat («Anatomie 2»). Beide sind nur in Nebenrollen besetzt - und ein gutes Beispiel dafür, dass großes Kino auch ohne Stars funktionieren kann.
Die Geschichte des Franzosen Cédric Klapisch kommt sogar ohne großartigen Plot aus. «Barcelona für ein Jahr» ist nichts weiter als das: ein Jahr Barcelona aus der Sicht eines Pariser Austauschstudenten erzählt. Meisterhaft leicht, ganz dicht dran am Leben und deshalb so groß, weil der Film Träume weckt, die so unerreichbar nicht sind.
Klapischs Erzählung beginnt in Paris, wo Wirtschaftsstudent Xavier (Romain Duris) den Rat des erfolgreichen Bekannten seines Vaters erhält: Lerne Spanisch, dann hat deine Karriere Zukunft. Nach monatelangem Bürokratiekrieg um ein Austauschstudienjahr, den Klapisch sehr bildhaft in Szene setzt, folgt endlich die tränenreiche Abschiedsszene mit Freundin Martine (Audrey Tautou): Der Flieger hebt ab, Barcelona wartet!
Xavier wird fortan einer WG angehören, die aus dem Italiener Alessandro (Frederico d'Anna), der Andalusierein Soledad (Cristina Brondo), dem Dänen Lars (Christian Pagh), der Britin Wendy (Kelly Reilly), dem Deutschen Tobias (Barnaby Metschurat) und der Belgierin Isabelle (Cécile de France) besteht. Die vereinigte europäische Gemeinschaft hat mit Studieren nicht viel im Sinn. Leben ist angesagt in Barcelona, feiern, Spaß haben.
Hier taut auch der zugeknöpfte Xavier auf, mehr noch: Als Isabelle - lesbisch und deshalb umso gefeiter, wenn es darum geht, Frauen zu verführen - Xavier ihre Tricks verrät, probiert dieser seine neu erworbenen Kenntnisse gleich an der schüchternen Anne Sophie (Judith Godrèche) aus. Die Beziehung zu Martine geht in die Brüche, dafür wird etwas anderes gefestigt: Xaviers Lust aufs Leben, seine Unlust, Karriere in einem gut sortierten Büro zu machen, und die Risiko-Bereitschaft, sich den lange geträumten Traum zu erfüllen.
Klapisch spart nicht mit Klischees, wenn es darum geht, seine «EG» in den buntesten Farben darzustellen. Dafür aber versorgt er seine Protagonisten mit viel Liebe und Leichtigkeit und sein Publikum mit Flügeln, die es aus dem Kino schweben lassen. Alltag kann so schön sein, ist die Botschaft, so aufregend, so anders. Und kleine Geschichten sind manchmal die großen. Die handeln von Toleranz und Verständnis, von Mut und von Eigensinn. Nichts weiter.
«L'auberge espagnole - Barcelona für ein Jahr», Komödie, Frankreich 2002, 122 Minuten, Regie: Cédric Klapisch. Darsteller: Romain Duris, Judith Godrèche, Audrey Tautou, Cécile de France u.a.