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Kinostart: 11. September Kinostart: 11. September: «Die Entdeckung der Currywurst»

Von Caroline Bock 04.09.2008, 09:26
Die Schauspielerin Barbara Sukowa in Berlin im März 2007. Der Film «Die Entdeckung der Currywurst» erzählt und vermittelt eine Ahnung vom Lebensgefühl der Bevölkerung am Ende des Weltkrieges. Dargestellt wird die Geschichte der Lena Brückner (Barbara Sukowa), die im Frühjahr 1945 einen jungen Flakhelfer kennenlernt und ihn nach einer gemeinsamen Nacht bis zum Ende des Krieges in ihrer Wohnung versteckt. Nach der Kapitulation muss Lena befürchten, ihren Liebhaber zu verlieren, deshalb gaukelt sie ihm vor, dass der Krieg noch nicht vorbei ist. (Foto: dpa)
Die Schauspielerin Barbara Sukowa in Berlin im März 2007. Der Film «Die Entdeckung der Currywurst» erzählt und vermittelt eine Ahnung vom Lebensgefühl der Bevölkerung am Ende des Weltkrieges. Dargestellt wird die Geschichte der Lena Brückner (Barbara Sukowa), die im Frühjahr 1945 einen jungen Flakhelfer kennenlernt und ihn nach einer gemeinsamen Nacht bis zum Ende des Krieges in ihrer Wohnung versteckt. Nach der Kapitulation muss Lena befürchten, ihren Liebhaber zu verlieren, deshalb gaukelt sie ihm vor, dass der Krieg noch nicht vorbei ist. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - Einen Comic gibt es bereits,nun kommt eine Verfilmung mit Barbara Sukowa und Alexander Khuon indie Kinos. Die noch relativ unbekannte Regisseurin Ulla Wagner («AnnaWunder») hat Teile der Handlung und den Ich-Erzähler des Buchesweggelassen, der Film ist etwas fernsehhaft geraten. Sehenswert sinddie beiden Hauptdarsteller.

Für Sukowa (58), die in Fassbinder-Filmen wie «Lola» und «BerlinAlexanderplatz» sowie durch Margarethe von Trottas «Bleierne Zeit»bekanntwurde, ist es eine Paraderolle. Sie spielt die HamburgerKüchenhilfe Lena Brücker, eine reife Frau, die sich im Krieg ohneihren Mann durchschlägt und die Liebe entdeckt, als der junge SeemannHermann Bremer (Khuon) in ihr Leben tritt. Bremer versteckt sich alsDeserteur in Lenas Wohnung, die beiden verlieben sich ineinander.Weil sie weiß, dass ihr Glück auf ihrer aus Matratzen gebauten Inselbegrenzt ist, verschweigt Lena dem Seemann das Ende des Krieges.

«Ich habe mich besonders für diese kleinen Geschichteninteressiert, die man aus den normalen Geschichtsbüchern nichterfährt», erzählt Sukowa in den Produktionsnotizen. Ihr 29 Jahrealter Filmpartner ist der Sohn von Ulrich Khuon, der bald alsIntendant vom Thalia Theater in Hamburg an das Deutsche Theater inBerlin wechselt. Dort ist Alexander Khuon kein Unbekannter, er standbereits in der Erfolgsproduktion «Wer hat Angst vor Virginia Woolf?»auf der Bühne. Für das Kino ist er eine vielversprechendeNeuentdeckung. Den Part des jungen Mannes, der unruhige Tage in derWohnung seiner Geliebten verbringt, meistert er ohne Mühe. Einekleine Nebenrolle als Sukowas Filmsohn hat Frederick Lau («DieWelle»).

Für die Regisseurin war der historische Rahmen nicht zentral -«nicht noch einen Film über die Nazizeit», sagt sie. Deswegen wirkenRequisiten und Zeitbezüge etwas sparsam. Einmal sieht man, wie Lenasich in Ermangelung einer Strumpfhose eine Naht auf das nackte Beinzeichnet, ein anderes Mal schmiegt sie sich sehnsüchtig in einenPelz. Die Angst im Bombenkeller ist gut eingefangen, die Liebesszenensind zart inszeniert. Der Film ist langsam erzählt und eignet sichfür den Kinogang mit älterer Verwandtschaft, die noch weiß, wieEichelkaffee schmeckt.

Das Currypulver ist eine Metapher für Leidenschaft. Als LenasLiebhaber aus ihrem Leben verschwunden ist, entdeckt sie durch Zufallund Experimentierlust, wie gut exotische Gewürze mit Tomatenketchupschmecken. Für Autor Timm, der mit der Buchfassung Wagnerseinverstanden war, ist die Currywurst keine Spezialität einerbestimmten Region. Er erinnert sich, wie er 1947 mit seinem Onkel ander Elbe eine solche scharfe Wurst gegessen hat. Noch heute verbindeer den Imbiss mit Hamburg, «auch mit diesem Wetter, mit diesemleichten Regenwetter».

Vielleicht ist es ein cineastischer Zufall, vielleicht ein kleinerTrend: Auch in Leander Haußmanns aktuellem Film «Robert Zimmermannwundert sich über die Liebe» mit Tom Schilling und Maruschka Detmersgeht es um einen jüngeren Mann und eine ältere Frau. Und 2009 sindDavid Kross und Kate Winslet in der Kinofassung von Bernhard Schlinks«Der Vorleser» als ein solches Paar zu sehen.