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Kinostart: 11. März Kinostart: 11. März: «Gegen die Wand»

Von Peter Claus 07.03.2004, 15:57
Birol Uenel als Cahit Tomruk und Sibel Kekilli als Sibel in dem preisgekroenten Drama "Gegen die Wand" von Fatih Akin. Um den Zwaengen ihrer strengen und traditionsbewussten Familie zu entkommen, geht eine junge Tuerkin eine Scheinehe mit einem Alkoholiker ein. Als dieser sich in seine Ehefrau verliebt, kommt es zur Katastrophe. (Foto: timebandits film/ddp)
Birol Uenel als Cahit Tomruk und Sibel Kekilli als Sibel in dem preisgekroenten Drama "Gegen die Wand" von Fatih Akin. Um den Zwaengen ihrer strengen und traditionsbewussten Familie zu entkommen, geht eine junge Tuerkin eine Scheinehe mit einem Alkoholiker ein. Als dieser sich in seine Ehefrau verliebt, kommt es zur Katastrophe. (Foto: timebandits film/ddp) ddp

Hamburg/dpa. - Die Jury der diesjährigen Internationalen FilmfestspieleBerlin ließ sich davon derart beeindrucken, dass sie «Gegen die Wand»als besten Film des Wettbewerbs mit dem Goldenen Bären auszeichnete.

«Der Film war sehr lange in mir drin, es war wie so ein Pickel,den ich ausdrücken musste», erklärt Akin, der das Drehbuch selbstgeschrieben hat. «Wir waren alle ziemlich k.o. am Ende derDreharbeiten.» Das in der komplizierten Liebesgeschichte geschilderteChaos der Gefühle hat offenbar auch das Drehteam selbst ergriffen -was sich in der verblüffenden Wahrhaftigkeit des Films widerspiegelt.

Die in Hamburg und Istanbul spielende Erzählung verfolgt dasMiteinander eines ungleichen Paares. Sie sucht Lust, er badet sich inSelbstmitleid ob eines verpfuschten Daseins. Zusammen finden dieBeiden, weil Sibel mit Macht aus ihrem konservativen Elternhausausbrechen will. Einziger Weg: eine Ehe - und sei sie nur zum Schein.Darauf lässt Protagonist Cahit sich ein. Es beginnt eine Beziehungvoller Wut und Zärtlichkeit, Streit und Versöhnung, Hass undZuneigung.

Hintergrund der dramatischen Ereignisse um das Paar sindvielschichtige Auseinandersetzungen mit dem Alltag von Menschen, dienicht wissen, ob sie nun Deutsche mit türkischem Hintergrund oderTürken mit deutscher Prägung sind. Gerade weil nicht überzogen, wirktdie Behandlung des Themas umso eindringlicher.

Die Intensität des Films rührt in starkem Maß aus der Präsenz derHauptdarsteller Sibel Kekilli und Birol Ünel. Die Zwei überzeugen injedem Moment, sei es in leisen Szenen, sei es in Augenblickengeradezu hysterisch ausbrechender Gewalt.

Sibel Kekilli sorgte nach der Berlinale für einigen Wirbel, alsbekannt wurde, dass sie vor «Gegen die Wand» bereits in einigenPornofilmen mitgewirkt hatte. Doch die Aufregung legte sichangesichts ihrer herausragenden Darstellung rasch. Sie selbst sagt zuihrer Arbeit mit Fatih Akin: «Ich bin reifer geworden durch denFilm.» Eine Erkenntnis, zu der vielleicht auch manche Zuschauer nachdem Anschauen des mitreißenden Dramas kommen. «Gegen die Wand» istein erwachsener, anspruchsvoller Spielfilm über die Schwierigkeit zulieben und geliebt zu werden. Ein Thema, das wohl viele Menschenangeht. (www.gegendiewand.de)