Kinostart 10. Februar Kinostart 10. Februar: «Gullivers Reisen» fällt bei Kritikern durch

Frankfurt/Main/dapd. - Das3D-Fantasy-Märchen entpuppt sich als One-Man-Show und ist gänzlichum die stämmige Figur und die Marotten des Komikers herum gebaut,der unter den Bewohnern von Liliput ganz groß raus kommt.
Tatsächlich ist Titelheld Lemuel Gulliver in der Welt der«Normalos» eine kleine Nummer und fristet seit vielen Jahren seinDasein als Bürobote einer New Yorker Zeitung. Und er ist totalverliebt in Reiseredakteurin Darcy. Um ihr zu imponieren, fabriziertder Berufsjugendliche einen Reiseartikel, der aus dem Internetgeklaut ist. Darcy gibt ihm prompt den Auftrag für eineKaribik-Reportage, die ihn mittels eines Motorbootes mit demsprechenden Namen «Ship Happens» ins Bermuda-Dreieck führt. Nacheinem Sturm wacht er in der legendären «Gulliver»-Pose auf - amStrand einer unbekannten Insel, festgetackert von unzähligenwinzigen Soldaten.
Zickige Winzlinge im Bermuda-Dreieck
Tatsächlich aber hat die Familienkomödie mit der zeitkritischenVorlage aus dem 18. Jahrhundert von Jonathan Swift wenig gemein. DieLiliputaner sind schlicht eine Monarchie im Stil europäischerFürstenhäuser, mitsamt intriganten Operettengenerälen und zickigenPrinzessinnen. Der «Bestie», wie Gulliver genannt wird, kommt dieAufgabe zu, die Untertanen zur Freiheit zu bekehren undStandesdünkel abzuschaffen, was hier bedeutet, Samt und Seide durchschlabbrige Sportklamotten zu ersetzen, zu Popmusik zu tanzen, inMiniatur-Theatern «Star Wars» und «Titanic» zu bestaunen - undPersonenkult um Gulliver zu betreiben.
Regisseur Rob Letterman, der zuvor bei Animationshits wie«Monsters vs. Aliens» mitgearbeitet hatte, holt ästhetisch einigesaus dieser Geschichte heraus - selbst wenn das 3-D-Format wenig Sinnmacht. Bereits im Vorspann inszeniert er New York als eine Welt vonSpielzeugfiguren. Und wenn General Gulliver die Schiffsarmada vonLiliputs Erzfeinden, den Blefuscianern, an den Seilen hinter sichher zerrt, sieht das wirklich gut aus. Abgründig ist GulliversKurztrip auf die Insel der Riesen, wo er von einem Riesenkind insRüschenkleid gesteckt und im Puppenhaus mit einer Männerpuppegepaart wird. Am Puppentisch sitzt, Stichwort Bermudadreieck, einPiloten-Skelett.
Für manches Kind könnte diese Episode zu surreal sein, währendErwachsene spätestens dann die Krise kriegen, wenn Gulliver auf denbrennenden Königspalast pullert (was jedoch ganz im Sinne desSwift?schen Originals ist). So inspiriert viele Details sind, soblind verstolpert sich die Handlung zwischen plumpem Klamauk,Filmzitaten und Romanze. Jack Black, in anderen Filmen («King Kong»)meist ein witziger Nebendarsteller, ist als ewig pubertierenderHanswurst nicht abendfüllend, Emily Blunt als Prinzessin und AmandaPeet als Darcy sind dagegen unterbeschäftigt. Diese Doofi-Versionvon Gulliver dürfte vor allem ganz kleine Leute erfreuen.
Gullivers Reisen - Da kommt wasGroßes auf uns zu, USA 2010, 87 Min., FSK ab 6, von Rob Letterman,mit Jack Black, Jason Segel, Emily Blunt