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Kinostart: 03. Juni Kinostart: 03. Juni: Harry lässt die Tante fliegen

Von Andreas Montag 02.06.2004, 17:21

Halle/MZ. - Dieses Mal geht es nämlich konzentriert und straff zur Sache, das tut der Spannung gut - allerdings auch dem Grusel, weswegen der Streifen nur für mindestens Zwölfjährige zugelassen ist. Genau in dieser Altersgruppe sind auch die meisten Fans von Harry, Hermine und Ron zu vermuten, man wird gemeinsam älter. Das stiftet Identifikation. Und hier liegt ja der tiefere Sinn einer Serien-Veranstaltung wie der um den jungen Potter: Sie soll sich natürlich verkaufen.

Harry und Co. sind nunmehr in der Pubertät angekommen, die Karten werden neu gemischt. Und der Junge will jetzt auch mal austeilen. Das bekommt gleich zu Beginn die fiese Schwester seines garstigen Onkels Vernon zu spüren. Tante Magda beleidigt Harrys tote Eltern - und wird zur Strafe aufgeblasen. Schön langsam, Knopf auf Knopf fliegt vom Kostüm, die Nähte krachen. Dann steigt sie wie ein Ballon zum Himmel auf und schwebt davon.

Die Szene zeigt nicht nur anschaulich, was Jugendliche (und ihre Eltern auch) manchmal von Herzen gern mit Ekelpaketen machen würden - sie besticht zugleich durch ihre präzise, bis zum Äußersten getriebene Komik. Dabei beherrscht der Regisseur aber auch den leisen, ironischen Ton: Am Ende des Films, als Harry und Hermine in einer Zeitschleife unterwegs sind, um erst Hagrids Haustier-Monster, den Hippogreif, dann Harrys zu Unrecht verfolgten Paten, Sirius Black, zu retten, begegnen die beiden Zauber-Kinder auch sich selbst. Und was sagt die goldige Hermine im Augenblick höchster Spannung? "So sieht also meine Frisur von hinten aus." Grandios.

Es sind Momente wie dieser, die dem Film das nötige Quäntchen Leichtigkeit verleihen, um über die Klippen moralisch korrekter Fantasy zu kommen. Den Rest besorgen Spannung, Spezialeffekte und die Schauspieler. Hut ab besonders vor den jungen Akteuren Daniel Radcliffe (Harry), Emma Watson (Hermine) und Robert Grint (Ron), die ja auch im wirklichen Leben noch in der Pubertät stecken müssen! Dass Männer wie Gary Oldman (Sirius Black, der Gefangene von Askaban, dem Hochsicherheitsknast der Zauberzunft), David Thewlis (Remus Lupin, der magische Professor, der ein Werwolf ist) und Robbie Coltrane (Hagrid, der nette Tolpatsch und Freund der Kinder) ihren Job mit Spaß und Schmackes erledigen, versteht sich von selbst.

Gruselig wird es manchmal schon - am ärgsten, wenn die Dementoren (grässliche Wächter von Askaban, die ihren Opfern die Seelen aussaugen) wieder im Anflug sind. Doch Harry überzeugt eben nicht nur als gelehriger Zauberschüler, der die schaurigen Gestalten mit passenden Sprüchen in die Flucht schlägt - es zeigt sich, dass es vor allem der innersten Kraft selbst bedarf, um Großes zu vollbringen.

Man könnte versucht sein, über diese pädagogisch wertvolle Botschaft des Filmes ein wenig zu schmunzeln, trüge sie der Held nicht so rührend glaubwürdig vor.

Ach, und insgeheim denkt man sowieso immer darüber nach, ob (und wann) sich Harry und Hermine endlich ineinander verlieben werden. Fortsetzung folgt.

Filmstart überall in Deutschland, u. a. im Capitol Halle.