Kinostart: 03. Februar Kinostart: 03. Februar: «Vera Drake»

Rom/dpa. - Auch dass sieVera Drake heißt, auch dass das Ganze im London der Nachkriegszeitspielt, erfährt er früh - viel mehr aber zunächst nicht. Am 3.Februar läuft der Film in Deutschland an, das Thema heißt Abtreibung,hintergründig und behutsam präsentiert - ein Blockbuster wird ersicher nicht.
«Vera Drake» hat beim Filmfestival in Venedig im vergangenen Jahrden Goldenen Löwen erhalten, das hindert den Zuschauer aber nichtdaran, nach einer Stunde gemächlicher Einleitung ungeduldig hin undher zu rutschen auf dem Kinositz. Dann beginnt die Rotwangige (supergespielt von Imelda Staunton) ganz beiläufig, ihr geheimes Geschäftauszuüben: Mit Seifenlauge und Schlauch spült sie jungen Frauen derLondoner Arbeiterschicht die ungewollte Leibesfrucht aus dem Körper.«Ich drehe Filme über die wahre Welt, wie sie ist», meintSozialkritiker Leigh («Lügen & Geheimnisse», «Auf den Kopfgestellt»).
Das Besondere, was Leigh glänzend in Szene setzt und der Zuschauermit ungläubigem Staunen verfolgt: Vera Drake verrichtet ihr Geschäftin der Tat beiläufig, so wie etwa ein plaudernder Friseur ans Werkgeht, mit ein paar beruhigenden Worten für die Schwangeren,leichthin, als bereite sie einen Tee zu. Das sind die stärkstenSzenen des Films: Weiß sie wirklich nicht, was sie tut? «Abtreibungensind etwas ganz Alltägliches», kommentiert Leigh. Tatsächlich?
«In "Vera Drake" konfrontiere ich den Zuschauer mit moralischenFragen, die jeder Zuschauer für sich beantworten muss», sagt Leigh.Dabei kommt in dem Film einiges zu kurz, etwa wie sich die jungenFrauen dabei fühlen. Aber es gelingt Leigh trotz mancher Schwächendes Streifens doch, Einblicke in ein Problem und in eine Zeit zupräsentieren, die noch gar nicht so lange zurück liegen. Damals standAbtreibung unter schwerer Strafe und Vergehen wurden tatsächlichgeahndet.
Vor allem, als die Engelmacherin auffliegt, vor der Polizei in(arg ausgedehnte) Weinkrämpfe verfällt, schafft es Leigh,Überzeichnungen zu vermeiden. Auch die Polizeibeamten erscheinennicht als kalte Monster, nicht als seelenlose Bürokraten desGesetzestextes - sondern als Menschen, die Vera Drake fastverständnisvoll zuhören, dem Gutmenschen, der kein Geld nimmt fürseine Werke. Die Verhöre der Frau gehören denn auch mit zu denstärksten Szenen. «Selbstverständlich wecke ich Sympathie für Vera»,sagt der Regisseur. «Aber am Ende muss jeder selbst entscheiden, wieer sich zur Komplexität gesellschaftlicher Probleme verhält.»