Karen Stone zu Kulturkürzungen Karen Stone zu Kulturkürzungen : Magdeburger Intendantin begrüßt Theater-Kürzungen

magdeburg/MZ - Karen Stone ist immer für eine Überraschung gut. Und für eine scharfe Ansage. Die Engländerin, die seit 2009 als Generalintendantin die Bühnen in Magdeburg führt, hatte sich bislang mit einer zugespitzten Meinungsäußerung in Sachen Theater-Kürzungen in Sachsen-Anhalt zurückgehalten. Bis Donnerstag.
Am Morgen des „Welttheatertages“ brachte der Rundfunksender MDR Figaro einen „Das Theater Magdeburg“ übertitelten Beitrag, in dem auch Karen Stone zu Wort kam, deren Haus von den massiven Zuschuss-Kürzungen im Theatersektor nicht betroffen ist und das von der Landesregierung als eine Art Modell für die Verteilung der Finanzen begriffen wird.
Im Blick auf die Kürzungen von sechs Millionen Euro an den Bühnen in Eisleben, Dessau und Halle sagte die 62-Jährige dem MDR wörtlich: „Das ist einfach eine faire Verteilung des Geldes vom Land innerhalb des Landes. Wir sind immerhin Landeshauptstadt und wir waren eigentlich auf dritter Stelle. Und das musste ein bisschen nachkorrigiert werden sozusagen.“
"Frau Stone wählt einen egoistischen Sonderweg"
Ein bisschen nachkorrigiert? Die Landesbühne Eisleben ist nur knapp am vollständigen Aus vorbeigeschrammt, das es nicht als Theater, sondern Kulturhaus überstehen wird. In Dessau stehen ganze Sparten auf der Kippe. Das Stone-Wort ist also eine Steilvorlage, in mehrfacher Hinsicht. Am Freitagnachmittag reagierten die Intendanten der Bühnen in Dessau, Halle und Eisleben mit einer öffentlichen Entgegnung. Als einen „beispiellosen Akt der Entsolidarisierung“ innerhalb der Theater eines Bundeslandes kritisieren sie „scharf“ das Statement ihrer Kollegin. „Anstatt die gesamte Theaterlandschaft gemeinsam zu verteidigen und für die Menschen vor Ort zukunftssicher zu machen, wählt Frau Stone einen egoistischen Sonderweg, der sich zwar kurzfristig der Politik anbiedert, bei dem aber langfristig das Theater in Magdeburg als moralische Anstalt Schaden nimmt.“ Die Intendanten verweisen darauf, dass Magdeburg von 2014 an neun Millionen Euro jährlich vom Land erhalte, im immer noch nicht unterschriftsreifen Vertragsentwurf für Dessau sind nur noch etwa 5,5 Millionen Euro vorgesehen. Von der Eisleber Bühne war im MDR-Beitrag keine Rede mehr.
"Künstlich geschaffener politischer Standortvorteil" in Magdeburg?
In dem begründete Karen Stone den Förderstatus ihres Theaters unter anderem mit einer Vorrangstellung Magdeburgs als Landeshauptstadt. Die drei Intendanten hingegen sprechen von „einem politischen Standortvorteil“, der „nach der Wende künstlich geschaffen wurde - und den die damalige Landesregierung unter anderem mit dem Verweis auf die kulturellen Vorzüge von Dessau und Halle begründete, die durch die Große Koalition nun systematisch zerschlagen werden.“ Karen Stone, die in London unterwegs war, konnte bis Freitagabend nicht für eine Stellungnahme erreicht werden.