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Kabarett Kabarett: Emil Steinberger wird 70

02.01.2003, 07:07
Emil Steinberger. (Foto: dpa)
Emil Steinberger. (Foto: dpa) dpa

Genf/dpa. - «Da ich im Steinbock geboren werden wollte, kam ich am 6. Januar 1933, pünktlich um 23 Uhr, in der Leuchtenstadt Luzern zur Welt. So schnell wie möglich ging ich zur Schule und bald darauf wurde ich Postbeamter. Ich saß viel am Schalter und musste den Leuten das Geld wegnehmen oder durfte Millionen von Briefen für die ganze Welt sortieren», so beginnt der wohl international bekannteste und beliebteste Schweizer Kabarettist Emil Steinberger seine Biografie. Der Komiker mit dem bubenhaften Milchgesicht feiert am 6. Januar seinen 70. Geburtstag.

1967 schlüpfte Steinberger in seine künftige Paraderolle - den Emil. Als Meister der kleinen Alltagsparodie spielte er den «Mann von nebenan», der sich als Tankwart, Kreuzworträtsel-Fan oder Ski-Lehrer auf alles einen Reim machte. Mit einer gehörigen Portion Humor nahm er die kleinen menschlichen Schwächen, aber auch Dummheit und Vorurteile aufs Korn, ohne jedoch bewusst zu verletzen. «Geschichten, die das Leben schrieb», hieß das erste Emil-Programm. «Als Messdiener in der Paulus Kirche Luzern hatte ich meine Mimik schon bei den Kollegen getestet und später dann in Luzerner Cabaret-Ensembles, um schließlich den Sprung zum Solisten Emil zu wagen. Da wurde mein Leben erst richtig hektisch», schreibt Steinberger rückblickend.

Steinberger gründete 1968 ein Theater für Kleinkunst in Luzern. Als «Kniemil» ging er 1977 neun Monate lang mit dem Schweizer Nationalzirkus Knie auf Tournee und verhalf der Zirkustruppe zu Besucherrekorden. Als kleinkarierter Einbürgerungsbeamter brillierte Steinberger 1978 in dem Satire-Film «Die Schweizermacher» von Rolf Lyssy.

«Emil, jetzt musst du mal zurücktreten. Jetzt kommt der Steinberger dran», habe er sich nach dem letzten Bühnen- und Filmauftritt 1987 gesagt, sagt der Kabarettist. Der Schritt war nur bedingt erfolgreich. «Emil klebt immer noch an mir. Viele Leute haben noch nicht begriffen, dass ich nicht mehr spiele und auch keine Ausnahme mehr mache (...) Emil hat seine Sache gut gemacht. Ich spiele ihn einfach nicht mehr. Schluss.» Von 1993 bis 1999 ging Steinberger nach New York, um das Leben als «Mr. Nobody» zu genießen und um sich neu inspirieren zu lassen.

Im Mai 1999 heiratete Steinberger seine zweite Frau, Niccel Kristuf. Zwei Monate später kehrten die beiden in die Schweiz zurück - nach Territet bei Montreux an den Genfer See. 1999 erschien sein Buch «Wahre Lügengeschichten»; eine Sammlung von 30 Geschichten und Anekdoten, von denen sechs freiweg erfunden sind. Im Oktober 2001 erschien in Steinbergers Eigenverlag Edition E das Buch «Emil via New York». Darin gibt er unter anderem zum Besten, wie ein 60-Jähriger Englisch lernt. Anfang dieses Jahres (2003) geht Steinberger mit seinem Programm «Emil - Kabarettistische Lesungen» vor allem in der französischsprachigen Schweiz auf Tour.

«Preise? Eintrittspreise meinen Sie? Nein? Aha, Auszeichnungen! Ja, die gab es auch», schreibt Steinberger ganz im Emil-Stil auf seiner Internetseite (www.emil.ch). Die Geburtsstadt Luzern zeichnete ihn mit einem Anerkennungspreis aus und München mit dem Karl-Valentin-Orden. Er erhielt den Deutschen Kleinkunstpreis und den Hans Reinhart-Ring der Schweizer Gesellschaft für Theaterkultur. «Ja, das war schön», bekennt der Jubilar.