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Jüdische Gemeinde ehrt «Stolpersteine»-Künstler

24.09.2009, 06:30

Düsseldorf/dpa. - Der Konzeptkünstler Gunter Demnig hat am Mittwoch für sein europaweites «Stolpersteine»-Projekt, das an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert, die Josef-Neuberger-Medaille erhalten.

Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf ehrt mit der Auszeichnung nichtjüdische Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben.

Demnig verlegt bundesweit seit mehr als zehn Jahren sogenannte Stolpersteine vor den letzten Wohnungen von NS-Opfern. Auf den kleinen, in den Bürgersteig eingelassenen Messingplatten stehen ihre Namen, das Geburtsjahr und - sofern bekannt - das Schicksal sowie der Todestag. Für Demnig ist «ein Mensch erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist». In der Begründung stellte die Jury fest: «Mit seinem Projekt erinnert er auf außergewöhnliche und sehr eindringliche Weise an die Opfer des NS-Regimes.»

Bei einer Feierstunde sagte der Gemeindevorsitzende Juan-Miguel Strauss vor etwa 350 Gästen, dass der Künstler den NS-Opfern ein Stück Würde und Individualität wiedergebe. Der ehemalige Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, Werner Schäfke, stellte in seiner Laudatio heraus, dass Demnig mit seiner Aktion direkt in den Alltag der Menschen eingreife und sie mit der Vergangenheit konfrontiere. Die Stolpersteine stünden so im Gegensatz zu anderen Gedenkstätten, die nicht alle Menschen erreichten.

Demnig verlegte 1996 den ersten Stolperstein in Köln, damals noch illegal. Erst im Nachhinein wurde die Aktion von den Behörden genehmigt. Mittlerweile hat der gebürtige Berliner in Europa weit mehr als 17 000 Gedenksteine an mehr als 480 Orten verlegt. In Düsseldorf liegen bereits 180 Stolpersteine.

Die nach dem ehemaligen nordrhein-westfälischen Justizminister und jüdischen Gemeindemitglied Josef Neuberger (1902-1977) benannte Medaille wird seit 1991 jährlich verliehen. Zu den bisherigen Trägern gehören unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die früheren Bundespräsidenten Roman Herzog und Johannes Rau.