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Jubiläum Jubiläum: Theatermann lehnt Anbiederung an Medien ab

23.09.2003, 08:26
Günther Beelitz sitzt an seinem Schreibtisch in seinem Büro im Heidelberger Stadttheater. Beelitz, Manager und Intendant vom Stadttheater in Heidelberg, wird am Montag 29. September 2003 65 Jahre alt. Er ist dann bundesweit der Älteste seiner Zunft. (Foto: dpa)
Günther Beelitz sitzt an seinem Schreibtisch in seinem Büro im Heidelberger Stadttheater. Beelitz, Manager und Intendant vom Stadttheater in Heidelberg, wird am Montag 29. September 2003 65 Jahre alt. Er ist dann bundesweit der Älteste seiner Zunft. (Foto: dpa) dpa

Heidelberg/dpa. - Das Theater muss sich gegen die Anbiederung an die Mediengesellschaft und deren Beschleunigungsrausch zur Wehr setzen, lautet das Motto von Theatermanager Günter Beelitz. Als jüngster Theaterleiter Deutschlands begann der gebürtige Berliner seine Karriere am Staatstheater in Darmstadt. Inzwischen gehört der Intendant am Theater der Stadt Heidelberg bundesweit zu den Älteren seiner Zunft. Am Freitag (29. September) feiert Beelitz seinen 65. Geburtstag.

Seine ersten Sporen verdiente sich der Sohn eines Generalmajors vor allem in Wien. Die wichtigsten Erfahrungen für sein gesamtes Berufsleben sammelte Beelitz allerdings außerhalb der Bühne. «Ich bin gelernter Buchhändler und Verlagskaufmann. In einer Zeit, in der die Theater immer mehr Eigenverantwortung für ihre Finanzmittel bekommen, bin ich als gelernter Kaufmann meinen Kollegen oftmals weit voraus.»

Prägende Stationen vor seinem Engagement im Vier-Sparten-Haus in Heidelberg (seit Sommer 2000) waren das Düsseldorfer Schauspielhaus, das Bayerische Staatsschauspiel und seit der Spielzeit 1994/95 die Generalintendanz am Deutschen Nationaltheater Weimar.

Über Heidelberg sagt der gebürtige Berliner: «Das wird meine letzte Station sein.» Bis zum Jahr 2005 läuft dort sein Vertrag. Bis zum Ende der Laufzeit will der «Theaterermöglicher» und «Theaterorganisator», wie sich Beelitz selber nennt, noch einiges bewegen.

«Als ich hier angefangen habe, wurden die Theaterkarten noch mit dem Gummidaumen gezählt.» Inzwischen sind die technischen Voraussetzungen geschaffen worden. Inhaltlich hat Beelitz vor allem sein Lieblingskind, die Heidelberger Schlossfestspiele, im Blick: «Die befinden sich noch im Vorschulalter. Bevor ich gekommen bin, gab es für sie keinerlei Struktur.»

Strukturen muss Beelitz auch in die aktuelle Personaldebatte in seinem Haus bringen. Über die Nachfolge des scheidenden Generalmusikdirektors Thomas Kalb ist ein handfester Streit entbrannt. Nachdem der Wunschkandidat absagte, sollte die Erste Kapellmeisterin am Musiktheater Gelsenkirchen, Cosima Sophia Osthoff, nach dem Willen des Gemeinderates und der Heidelberger Oberbürgermeisterin, Beate Weber, kommen. Der Versuch scheiterte am Votum von Beelitz und des Orchesters. Da es keine Einigung gibt, wird nun mit einem kommissarischen Leiter in die neue Spielzeit gegangen.

Die Institution Theater ist für Beelitz in der heutigen Gesellschaft ein Nischenprodukt, das durch die Atmosphäre vor Ort lebt. «Wir sind den ganzen Tag überall von Medien umgeben. Das ist aber nicht zu vergleichen mit dem Live-Erlebnis des Theaters, in das die Zuschauer integriert sind», betonte der Intendant. «Ich bin sehr skeptisch, ob das Theater ins Fernsehen gehört.» Um sich zu behaupten, gehöre das Theater in die Nische.