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Jubiläum Jubiläum: «Gentleman»-Darsteller Friedrich Schoenfelder hat Geburtstag

Von Wilfried Mommert 16.10.2006, 06:03
Der Schauspieler Friedrich Schoenfelder in Potsdam-Babelsberg beim Empfang des Deutschen Synchronpreises für herausragendes Gesamtschaffen. (Foto: dpa)
Der Schauspieler Friedrich Schoenfelder in Potsdam-Babelsberg beim Empfang des Deutschen Synchronpreises für herausragendes Gesamtschaffen. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - Dawerden alle Kräfte mobilisiert, um trotz aller Widrigkeiten wiederpünktlich auf der Bühne zu stehen.

Das ist für ein «altes Zirkuspferd» wie Schoenfelder, der in den60er Jahren als Professor Higgins und Oberst Pickering im Musical «MyFair Lady» Bühnen-Triumphe im ganzen Lande feierte, auch gar keineFrage. In diesen Tagen beginnen die Proben und am 2. Dezember istPremiere am Berliner Renaissance-Theater mit der deutschsprachigenErstaufführung «Verdammt lange her» von dem Briten Michael Frayn, derzuvor mit dem Willy-Brandt-Stück «Demokratie» Aufsehen erregte.

Auf den Berliner Bühnen ist der «Spandauer» Schoenfelder schonseit den 50er Jahren zu Hause, und auf Gastspielen war er auch anvielen anderen deutschsprachigen Bühnen gern gesehener Gast. Dass ihnsein Beruf glücklich macht, merkt man ihm noch heute an. Und seineZufriedenheit ist auch aus dem Titel seiner Memoiren abzulesen: «Ichwar doch immer ich». Er gilt als der in seinem Gewerbe wohl langsamaussterbende klassische Typ des distinguierten Herrn, eine «Salon-Erscheinung» mit Noblesse. Dass Schoenfelder zum Beispiel 1987 dieTitelrolle in Curth Flatows Lustspiel «Romeo mit grauen Schläfen»übernahm, war schon fast selbstverständlich.

Dabei würde er auch gerne ganz andere, weniger «ansehnliche»Rollen übernehmen. «Ich kriege aber immer 'ne gut aussehende Rolle,und bei Herrn Shakespeare sind es die langweiligen doofen Herzöge,die ich spielen muss.» In Curth Flatows Boulevardkomödie «Eingesegnetes Alter» musste Schoenfelder mit 80 dem fast 13 Jahreälteren Kollegen Johannes Heesters den Vortritt lassen - der wird imDezember übrigens 103.

Schoenfelder prägten Regisseure wie Gustaf Gründgens, HelmutKäutner, Harry Meyen und Erwin Piscator. Er war auf der Bühne ebensowie auf der Leinwand und im Fernsehen ein viel gefragter Star.Schoenfelder nannte oft auch die Synchronateliers sein zweitesZuhause, um Leinwandgrößen wie James Mason, Rex Harrison, David Nivenund Alec Guinness seine deutsche Stimme zu leihen.

Den Treffer seines Berufslebens erzielte Schoenfelder, der am 17.Oktober 1916 als Sohn eines Architekten in Sorau in der Niederlausitzgeboren wurde, mit dem Musical «My Fair Lady» und der grandiosendeutschen Erstaufführung 1961 im Berliner Theater des Westenszusammen mit Paul Hubschmid und Karin Hübner. Wohl über 1000 Mal hater seitdem beide Paraderollen in vielen Städten verkörpert, sowohlden Professor Higgins als auch den britischen Oberst Pickering. «DasStück ist Teil meines Lebens geworden», sagte er dazu, «es waroffensichtlich ein Glücksfall, und den gibt es nicht so oft imLeben».

Als Partner von Georg Thomalla spielte Schoenfelder in FlatowsBühnenerfolg «Vater einer Tochter» am Kudamm, wo er in den letztenJahren auch als Baron Münchhausen, in dem Schwank «Pension Schöller»und in der Boulevardkomödie «Mein Freund Harvey» auf der Bühne stand.Auf der Leinwand war er auch in Edgar-Wallace-Verfilmungen zu sehen.Der Schauspieler verschweigt in seinen Erinnerungen auch nicht, an somanchem «Mist» im Kino mitgewirkt zu haben. Auf dem Bildschirmübernahm er nach dem Tod von Willi Schwabe zeitweise die im DDR-Fernsehen populäre «Rumpelkammer» mit Ausschnitten aus alten Ufa-Filmen («Als begeisterter Filmfritze mache ich das gerne»). Im Radioerzählte er «Geschichten zur Gute Nacht», stellte Neuerscheinungender von ihm so geliebten Jazzmusik vor und wirkte in zahlreichenHörspielen mit.