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Johnny Marr Johnny Marr: Smiths-Gitarrist wagt Solodebüt als Sänger

13.02.2003, 10:18
Undatiertes Archivbild zeigt den Musiker Johnny Marr. 15 Jahre nach dem Ende seiner Kultband "The Smiths" will es der Ausnahmegitarrist noch einmal so richtig wissen. Im Alter von 39 Jahren gibt er mit "Boomslang" sein Debüt als Sänger. Es ist das erste Mail, das er eine Aufnahme komplett als Komponist, Musiker, Texter und Sänger bestimmt. (Foto: dpa)
Undatiertes Archivbild zeigt den Musiker Johnny Marr. 15 Jahre nach dem Ende seiner Kultband "The Smiths" will es der Ausnahmegitarrist noch einmal so richtig wissen. Im Alter von 39 Jahren gibt er mit "Boomslang" sein Debüt als Sänger. Es ist das erste Mail, das er eine Aufnahme komplett als Komponist, Musiker, Texter und Sänger bestimmt. (Foto: dpa) Tom Sheehan

Hamburg/dpa. - 15 Jahre nach dem Ende seiner Kultband The Smiths will es der Ausnahmegitarrist Johnny Marr noch einmal so richtig wissen. Im Alter von 39 Jahren gibt er mit «Boomslang» sein Debüt als Sänger. Als Gitarrist wird Marr oft in einem Atemzug mit Großen wie Jimi Hendrix oder Eric Clapton genannt. Es ist aber das erste Mal, dass er eine Aufnahme komplett als Komponist, Musiker, Texter und Sänger bestimmt.

So kann das am kommenden Montag erscheinende Album mit vollem Recht als Marrs Solodebüt gelten, auch wenn es in seiner Band The Healers ebenfalls nicht an bekannten Namen mangelt. Am Schlagzeug sitzt Ringo Starrs Sohn Zak Starkey und den Bass spielt Alonza Bevan von Kula Shaker.

Das mit dem Singen, das sei so eigentlich gar nicht geplant gewesen, beteuert Marr. Er habe die Songs bei Proben provisorisch selbst gesungen, bis sich ein geeigneter Sänger finde. Doch als er glaubte, einen entdeckt zu haben, habe die Band gesagt: «Lass' den Quatsch, wir wollen, dass Du singst.» Mittlerweile gefalle es ihm ganz gut, sagt Marr mit einem etwas schüchternen Lächeln. «Jetzt kann ich meine Musik selber so umsetzen wie ich es will.» Nur den komplizierten Teil seiner Gitarren-Einlagen müsse er bei Auftritten an einen Kollegen abgeben, um sich auf den Gesang zu konzentrieren.

Wer bei Marr mit einer Neuauflage der Smiths rechnet, wartet vergeblich. Unverkennbar wie immer ist sein elastischer, pulsierender Gitarrensound, die Musik ist jedoch eher ein eleganter moderner Rock mit sauberem Klang und tiefen Basslinien statt der chaotischen, jugendlich aggressiven Energiestöße der Smiths. Dort stand Marr häufig im Schatten des charismatischen Frontmans Morrissey. «Wir hatten ein unglaublich intensives und kompliziertes Verhältnis», sagt Marr zurückblickend. Alles andere als harmonisch sei es gewesen, keine richtige Freundschaft, aber ein gemeinsamer Kreuzzug im Namen einer geteilten musikalischen Vision. «Seit die Smiths auseinander gingen, haben wir keinen Kontakt. Unsere Beziehung ist ausgebrannt.»

Marr (eigentlich John Maher) war 18 als er mit Morrissey (eigentlich Stephen Patrick Morrissey) 1982 die Smiths gründete. Marr schrieb die Musik, Morrissey die Texte. Fünf turbulente Jahre später war es vorbei. Was blieb, sind sieben Alben, die als Vorboten der Britpop-Welle der 90er gelten und zumindest in Großbritannien regelmäßig unter den 100 populärsten aller Zeiten auftauchen. Morrissey startete eine Solokarriere, Marr wurde heiß begehrter Gastgitarrist für verschiedenste Musikrichtungen. Er spielte mit The The, Oasis, den Pretenders, Bryan Ferry, den Pet Shop Boys, den Talking Heads, Beck und Neil Finn.

Den prägendsten Einfluss in dieser Zeit hatte jedoch die Zusammenarbeit mit New-Order-Sänger Bernard Sumner, mit dem Marr drei Alben unter dem Namen Electronic produzierte. «Wir waren neun Jahre praktisch jeden Tag zusammen, haben ohne Ende Songs geschrieben und im Studio getüftelt. Ohne Bernard würde ich nicht so singen können.» Das erste Electronic-Album hatte 1991 in den britischen Charts nur den New Kids On The Block Platz eins überlassen müssen, die beiden weiteren Versuche waren kommerziell weniger erfolgreich. Sumner kehrte zu den wiedergeborenen New Order zurück und Marr fasste endlich den Entschluss, eine eigene Band zu gründen.

Bei den Healers hat er nun nach seiner 15-jährigen Odyssee ein neues Zuhause gefunden. «Wir werden jetzt touren und dann ein neues Album aufnehmen und dann wieder touren und so weiter. Wir werden einfach eine Band sein.»