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Jerry Lewis wird 80 Jerry Lewis wird 80: «Rockstar, bevor es Rockstars gab»

15.03.2006, 10:09
Der US-amerikanische Komiker Jerry Lewis kommt am Dienstag (8. Februar 2005) in Berlin vor dem Hotel Adlon an. (Foto: dpa)
Der US-amerikanische Komiker Jerry Lewis kommt am Dienstag (8. Februar 2005) in Berlin vor dem Hotel Adlon an. (Foto: dpa) dpa

New York/dpa. - Dass Jerry Lewis am Donnerstag (16. März) seinen80. Geburtstag feiert, grenzt an ein Wunder. Der amerikanischeSlapstick-Komiker hatte schon Prostatakrebs, eine Magenblutung, einen Herzinfarkt, eine Wirbelsäulenfraktur und eine schwereLungenkrankheit. Jahrzehntelang war er tablettensüchtig und 1982 für17 Sekunden klinisch tot. Aber der vielleicht bekanntesteGrimassenschneider der Welt lässt sich nicht unterkriegen.

Seit 60 Jahren ist Lewis ein Star. Alles begann damit, dass er1945 als 18-jähriger Alleinunterhalter durch die Nachtclubs tingelteund dabei den neun Jahre älteren Schnulzensänger Paul Dino Crocetti -Künstlername Dean Martin - kennen lernte. Schon bald schlug er vor,sie sollten gemeinsam auftreten: der gut aussehende Martin in derRolle des seriösen Charmeurs, er als blödelnder Kindskopf, alstollpatschiger Clown.

Die Show der beiden schlug dermaßen ein, dass sie schon vier Jahrespäter sieben Auftritte am Tag hatten und 300 000 Dollar in der Wocheverdienten. In der ersten Hälfte der 50er Jahre waren Dean Martin undJerry Lewis das Komiker-Duo schlechthin. «Sie waren wie Rockstars, bevor es Rockstars gab», schrieb die «New York Times». CharlieChaplin bat Lewis um Tipps beim Schneiden seiner Filme, und der alteStan Laurel erzählte ihm viele Abende lang von seinen sieben Frauen.

Doch mit der Zeit kränkte es Martin, dass er immer nur derStichwortgeber für die Witze des anderen war: «Glaubst du, ich merkenicht, dass die Leute rausgehen und sich Popcorn holen, wenn ichsinge?» Die Spannungen wurden so stark, dass Lewis 1956 vorschlug,getrennte Wege zu gehen - obwohl er seinen Partner geradezuvergötterte. Zum völligen Bruch kam es, als Martin ihm sagte, ihreZusammenarbeit sei für ihn nichts anderes als ein geschäftlichesZweckbündnis: «Für mich warst du immer nur ein Dollarsymbol.»Daraufhin sprachen sie 20 Jahre lang kein Wort mehr miteinander.

Doch auch solo blieb Lewis der «King of Comedy» - oder inFrankreich «Le Roi du Crazy». Er drehte Kassenknüller wie «DerRegimentstrottel», «Geisha Boy», «Hallo, Page» und «Geld spielt keineRolle». Als Höhepunkt seiner Blödelkunst gilt heute «Der verrückteProfessor» von 1963, der 33 Jahre später mit Eddie Murphy neuverfilmt wurde. Das Vorbild für den schrulligen Professor hatte Lewis15 Jahre vorher im Zug getroffen und während einer zweitägigen Reisevon Los Angeles nach New York gnadenlos ausgefragt.

Doch nach und nach verlor das Kinopublikum den Geschmack amKalauer-König. In den 70ern war Lewis neben Mireille MathieuDauergast beim «Großen Preis» - kein gutes Zeichen. 1982 erlitt ereinen schweren Herzinfarkt: «In der ersten Nacht, als ich wieder zuHause war, träumte ich, ich liege nackt im Krankenhaus auf dem Bett,Wände und Fußboden sind aus Glas, und meine Großmutter kommt mit demBrotmesser und schneidet mir die Brust auf.»

Im Rückblick ist er heute besonders stolz auf seine Nominierungfür den Friedensnobelpreis 1977: Damit wurde sein Engagement fürMuskelkranke gewürdigt. Für sie hat er im Laufe der Jahre dieunglaubliche Summe von zwei Milliarden Dollar gesammelt.