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Jena Jena: Lindenberg, Maffay und Silly singen gegen Nazis

Von Katrin Zeiß 25.11.2011, 16:03

Jena/dpa. - Im Kampf gegen Rechtsextremismus bekommt diethüringische Universitätsstadt Jena den Beistand prominenterKünstler: Am 2. Dezember treten Rocksänger Udo Lindenberg, PeterMaffay und die Band Silly bei einem Anti-Nazi-Konzert in Jena auf,wie Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD) am Freitag mitteilte.Die Organisatoren rechnen mit weit mehr als 10 000 Besuchern. DieStadt ist durch die Neonazi-Terroristen bundesweit in dieSchlagzeilen geraten. Das rechtsextreme Terror-Trio, dem eineMordserie an zehn Menschen und Anschläge bundesweit angelastetwerden, wuchs in Jena auf.

Das Open-Air-Konzert unter dem Motto «Rock'n'Roll-Arena in Jenafür die bunte Republik Deutschland» hat der SPD-BundesvorsitzendeSigmar Gabriel vermittelt, der seit Jahren mit Lindenberg befreundetist. Dieser habe auch eine fünfstellige Summe zur Unterstützungzugesagt, sagte Schröter, der in dem Konzert eine Anerkennung für dasEngagement der Jenaer gegen Rechtsextremisten sieht. Genau an derStelle, an der die Bühne für Lindenberg, Maffay und Co. aufgebautwird, demonstrierten im September 2007 tausende Jenaer friedlichgegen ein Rechtsrock-Festival. Es war der letzte Nazi-Aufmarsch, dendie Jenaer in ihrer Stadt zuließen.

Und sie sind dankbar für die Unterstützung der prominentenKünstler. Denn seit bekannt wurde, dass das Neonazi-Trio BeateZschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos in der zweitgrößten StadtThüringens aufwuchs, sieht man sich auch dem Klischee «braune Stadtim Osten» ausgesetzt. Die Stigmatisierung einzelner Städte helfe imKampf gegen Rechtsextremismus nicht weiter, heißt es in einerErklärung, die der Jenaer Stadtrat in dieser Woche verabschiedete.Gleichwohl müsse man selbstkritisch fragen, ob es in der Stadt selbstVersagen gegeben habe.

Für Empörung hat in Jena etwa die ZDF-Kultursendung «Aspekte» miteinem Beitrag über Rechtsextremismus in Ostdeutschland geführt. Ineinem offenen Brief beklagten Kritiker einseitige und «reißerische»Berichterstattung, die nach der Mordserie von Neonazis den gesamtenOsten zur «Sperrzone» für Bürger mit Migrationshintergrund erkläre.Auf «Facebook» gibt es inzwischen mehrere hundert empörte Einträge,nicht wenige sehen in dem Beitrag das jahrelange Engagement der Stadtgegen Neonazis verunglimpft.

«Das Klischee von der braunen Stadt verfängt bei Jena überhauptnicht», findet auch der Sänger, Schauspieler und Kabarettist RainaldGrebe. «Das kommt von den Leuten, die Jena nur vom Vorbeifahren aufder A4 kennen.» Grebe arbeitete von 1999 bis 2004 als Schauspielerund Dramaturg am Theaterhaus Jena, er startete hier seine bundesweiteKarriere. «Ich habe Jena als aufgeschlossene Universitätsstadt auchmit einer lebendigen alternativen Szene erlebt», sagte der Künstlerder Nachrichtenagentur dpa.

So sehen das auch viele Internet-Nutzer. Der friedliche Widerstandtausender Menschen habe dafür gesorgt, dass es seit 2007 keinenrechtsextremen Aufmarsch mehr in der Stadt gegeben habe und derVersuch scheiterte, ein rechtsextremes Rockfestival zu etablieren,lautet der Tenor. Erst vor wenigen Tagen wurde dies vom Förderkreis«Denkmal für die ermordeten Juden Europas» und der Jüdischen Gemeindezu Berlin gewürdigt, dessen Preis für Zivilcourage gegenRechtsradikalismus, Antisemitismus und Rassismus Jenas OB AlbrechtSchröter erhielt.

In dem «Aspekte»-Bericht reist der deutsch-bengalischeSchriftsteller Steven Uhly nach Jena und sagt unter anderem, er habeAngst, sich im Osten frei zu bewegen. «Aspekte» bedauerte, dass derBeitrag Empörung hervorgerufen habe. Der Sender kündigte eineDiskussionsveranstaltung mit Jenas Oberbürgermeister AlbrechtSchröter für den 5. Dezember an - drei Tage nach Udo LindenbergsBesuch.