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Jazz-Musiker Peter Herbolzheimer gestorben

29.03.2010, 12:05

Bonn/Köln/dpa. - Mit 74 Jahren ist der Jazz-Musiker, Komponist und Arrangeur Peter Herbolzheimer am Samstag in einem Kölner Krankenhaus gestorben. Dem Jazz gehörte seine Liebe.

Der Deutsche Musikrat, dessen Ehrenmitglied Herbolzheimer war, würdigte ihn als einen der ganz Großen des internationalen Musiklebens, «der die europäische Jazzgeschichte geprägt und beeinflusst hat». Einem Millionenpublikum wurde der Posaunist durch teils legendäre Auftritte in «Bios Bahnhof» und dem «ZDF Jazzclub» bekannt. Bis vor drei Jahren stand er 20 Jahre lang dem Bundesjugend-Jazzorchester vor, wo er zahlreiche Nachwuchstalente förderte und inspirierte.

Herbolzheimer wurde am 31. Dezember 1935 in Bukarest geboren. Mit 16 Jahren kam er nach Deutschland, lernte Gitarre spielen und ging zwei Jahre später in die USA. «Im Deutschland der 50er Jahre habe ich mich nicht wohl gefühlt. Alles war grau in grau, die Atmosphäre im Vergleich mit Rumänien kalt und unpersönlich», sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa im Dezember 2004, kurz vor seinem 70. Geburtstag. In Detroit machte Herbolzheimer erst einmal Abitur, spielte nebenher in Jazzclubs und durchlief bei General Motors eine Ausbildung als technischer Zeichner.

Nach vier Jahren kehrte er zurück nach Deutschland, begann 1958 ein Musikstudium in Nürnberg und wechselte von der Gitarre zur Posaune. «Ich hatte einen elektrischen Verstärker, der gekratzt und gescheppert hat. Es war lästig, dass man seinen eigenen Ton nicht formen konnte», erzählte Herbolzheimer. «Deshalb habe ich die Posaune gewählt, um Herr meiner eigenen Töne zu sein.» Ähnlich war seine Motivation, sich nicht nur mit dem Spielen von Musik zu begnügen, sondern sie selbst zu schreiben und zu arrangieren. «Ich gebe zu, gern die Kontrolle über das Ganze zu haben.»

Zehn Jahre später gründete er seine «Rhythm Combination Brass», die in kurzer Zeit zu den besten Bigbands Europas aufstieg. Jazz- Größen wie Dizzy Gillespie, Stan Getz, Gerry Mulligan und Albert Mangelsdorff waren Gäste der Band. 1975 wählten Leser und Kritiker des «Jazz-Forums» die Formation zur Big Band Nummer 1 in Europa. Und das blieb sie mehrere Jahre. Den großen Jazz Ensembles gehörte Herbolzheimers Vorliebe: «Um Klänge zu verwirklichen, ist das große Orchester prädestinierter als die Combo, da gestaltet man in jedem Konzert neu. In der Bigband schafft man jedoch etwas, das man wiederholen kann.» Zur großen Fan-Gemeinde von Herbolzheimer gehörte auch Bundeskanzler Helmut Kohl.

Besonders wichtig war dem Musiker das Bundesjugendjazz-Orchester. Er habe das damals übernommen, weil es zu seine Zeit an der Musikhochschule keine Jazzausbildung gegeben habe, erzählte Herbolzheimer. Unter seinem Einfluss wurde das Orchester zur Talentschmiede. Und nicht ohne Stolz sagte der Künstler vor ein paar Jahren: «Jeder Mensch, der heute in Deutschland Jazz macht, kommt aus dem Orchester.»