1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Janosch wird 80: Janosch wird 80: Vom Glück und Unglück der Tigerente

Janosch wird 80 Janosch wird 80: Vom Glück und Unglück der Tigerente

Von Carsten Hauptmeier 09.03.2011, 08:21

Frankfurt (Main)/AFP. - Schöpfer der Figuren ist der Autor und Zeichner Janosch. Seine Werke sind längst Klassiker der Kinderliteratur, in viele Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft. Am Freitag wird Horst Eckert, wie Janosch mit bürgerlichem Namen heißt, 80 Jahre alt. Der als eigenwillig geltende Autor lebt zurückgezogen auf der Kanaren-Insel Teneriffa. Der Tiger und der Bär sind aus Deutschlands Kinderzimmern aber längst nicht mehr wegzudenken - und durchaus zum Leidwesen ihres Autors auch nicht die Tigerente.

Janosch wurde am 11. März 1931 in Oberschlesien, im heutigen Polen, geboren. Seine eigene Kindheit schildert der Autor, der Kindern später so viele zauberhafte Geschichten schenkte, alles andere als rosig: «Die ersten Jahre meines Lebens waren die totale Zerstörung meiner Person», sagte er der «Süddeutschen Zeitung». Er wurde geschlagen, sein Vater trank. Mit 13 Jahren begann er eine Schlosserlehre. Nach dem Krieg floh er mit seinen Eltern in den Westen. Im norddeutschen Oldenburg arbeitete er zunächst in Textilfabriken.

Doch Horst Eckert wollte Maler werden. Dieser Wunsch führte ihn in den 1950er Jahren nach München. Dort bemühte er sich vergeblich um eine Aufnahme an der Kunstakademie. Schließlich erschien 1960 sein erstes Kinderbuch mit dem Titel «Die Geschichte vom Pferd Valek». Sein damaliger Verleger soll ihm auch den Künstlernamen Janosch verpasst haben.

Bis er unter diesem Namen zum berühmten Autor wurde, dauerte es allerdings noch Jahre: Den Durchbruch brachte ihm sein Buch «Oh, wie schön ist Panama», für das er 1979 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Millionen von Kindern erfreuten sich seither an der Geschichte des Bären und des Tigers, die sich auf den Weg nach Panama machen, ihr Land der Träume. Am Ende landen sie wieder in ihrem alten Häuschen, wähnen sich aber glücklich in Panama. Mehr als 300 Bücher schrieb und zeichnete Janosch. Die Auflage liegt bei weit mehr als zehn Millionen. Seine Werke wurden in 40 Sprachen übersetzt. In bunten Bildern und mit zum Teil feiner Ironie verzaubern sie junge wie alte Leser.

Seine Figuren sind aber nicht nur durch die Bücher berühmt geworden. Längst ist vor allem die Tigerente auch in den verschiedensten Formen in Kinderzimmer eingezogen. Die schwarz-gelbe Ente auf Rollen gibt es als Plüschtier oder Holzspielzeug. Sie ziert Kalender, Uhren oder Ketten. Schwarz-gelbe Fahrräder erinnern an die Tigerente. Und vor der vergangenen Bundestagswahl kursierte als Bezeichnung für eine Koalition aus Union und FDP kurzfristig der Begriff der «Tigerenten-Koalition». Dabei mag Janosch die stumme, kleine Ente gar nicht mehr. Ihm missfällt, dass sein Schaffen oft darauf reduziert wird, und nennt sie mittlerweile schlicht «Kitsch».

Überhaupt gibt sich Janosch in seinen seltenen Interviews und Auftritten oft streit- und angriffslustig, bisweilen sogar kauzig. Gerne kokettiert er damit, dass er bisweilen Geschichten erzählt, die gar nicht wahr sind. So erklärte er einst, die Figur der Tigerente von seinem Kollegen F.K. Waechter gestohlen zu haben. Dann widerrief er dies - und behauptete später erneut, sie nicht erfunden zu haben. Immer wieder legte er sich auch mit der katholischen Kirche an. Wegen einer Zeichnung, die einen Pfarrer zeigt, der am Taufbecken einem Säugling ein Kreuz in den Körper stößt, forderte der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sogar, ihn aus den Kinderzimmern zu verbannen. Der Ruf verhallte weitgehend ungehört.

Janosch kann solche Debatten und den Rummel um seinen runden Geburtstag aus sicherer Entfernung verfolgen. Seit Jahrzehnten lebt der Mann mit dem markanten Schnauzer mit seiner Lebensgefährtin auf Teneriffa. Wird er gefragt, was er dort macht, erwidert er gerne: «Ich liege in meiner Hängematte».