Jan Hoets Schau «colossal» zur Varusschlacht
Bramsche/dpa. - Eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Varusschlacht, in der im Jahre neun nach Christus drei römische Legionen vernichtend von Germanen geschlagen wurden, ist vom 25. April an im Osnabrücker Land zu sehen.
Für das Ausstellungsprojekt «colossal» hat Jan Hoet, früherer Leiter der «documenta IX» und bis vor wenigen Monaten Gründungsdirektor des Museums MARTa Herford, 20 Künstler aus aller Welt dafür gewonnen, ihre Werke in der niedersächsischen Region zu zeigen. Dies teilten die Organisatoren am Mittwoch mit. In der Nähe von Osnabrück, bei Bramsche-Kalkriese, wird seit einigen Jahren der Ort der historischen Schlacht vermutet. Die Kunstwerke sollen bis zum 31. Dezember 2011 stehen bleiben.
Das Konzept der Ausstellung vermeide bewusst die nationalstaatlich motivierte Heldenverehrung des siegreichen Germanenführers Arminius, hieß es. Der Betrachter solle sich vielmehr mit dem Raum des ehemaligen Schlachtfeldes und seiner Umgebung auseinandersetzen.
Träger des Ausstellungsprojekts ist der Landschaftsverband Osnabrücker Land. Im Vorfeld hatte ein Streit mit der Stadt Osnabrück in der Kunstszene für Aufsehen gesorgt. Geplant war in der Innenstadt die Aufstellung einer Installation des Paderborner Künstlers Wilfried Hagebölling, der eine Isolierzelle nachgebaut hatte, wie sie die USA im Irakkrieg benutzt hatten. Doch die Aufstellung scheiterte zunächst am Verbot der Stadt. Mittlerweile sei aber mit Hilfe der Stadt ein Alternativstandort gefunden worden, sagte ein Sprecher Hoets, Nils Vandré.
Die meisten Kunstwerke sind in der Landschaft der Region Osnabrück zu sehen, beispielsweise auf dem Museumsgelände in Kalkriese, aber auch auf Bauernhöfen. Der Portugiese Pedro Cabrita Reis setzte wiederum Türme in die Landschaft des Osnabrücker Landes, die an einer alten Fernroute am Wegesrand stehen. Damit werden Assoziationen an militärische Bauwerke geweckt, aber auch Bezüge zum Varusschlacht- Museum in Kalkriese mit seinem aus rostigen Metallplatten gebauten Turm hergestellt.
Der Belgier Wim Delvoye hat schlangenartige Gebilde um Bäume links und rechts am Wegesrand gewickelt. Dadurch ergibt sich der Eindruck eines Tores, aber auch die Deutung als verzerrtes Kruzifix ist möglich. Baum und Ranke ringen eng umschlungen miteinander.
In Anlehnung an das Theaterstück «Hermannsschlacht» von Heinrich von Kleist hat der portugiesischen Künstler Rui Chafes die Locke der Thusnelda, der Gemahlin Arminius', in einer Stahlskulptur nachgebildet, die zwischen mehreren Bäumen im Park von Schloss Ippenburg aufgehängt wird. Im Theaterstück stielt ein römischer Beamter die blonde Locke der Thusnelda. Chafes habe die dunkle Haarsträhne einer Museumsmitarbeiterin abgeschnitten, um eine Vorlage zu haben, berichtete Vandré.
Die Ausstellung «colossal» steht im Zusammenhang mit den Gedenkveranstaltungen zum 2000. Jahrestag der Varusschlacht in diesem Jahr. Das Römermuseum im westfälischen Haltern, das Lippische Landesmuseum Detmold und das Varusschlacht-Museum in Kalkriese erinnern mit einem groß angelegten Sonderausstellungsprogramm an die Schlacht. Das Ausstellungsprojekt «Imperium - Konflikt - Mythos» an den drei Standorten ist vom 16. Mai bis in den Oktober zu sehen.